Rezension

Anders als erwartet und doch ein echter Pageturner

Ich bin der Sturm -

Ich bin der Sturm
von Michaela Kastel

Bewertet mit 5 Sternen

„Ich bin der Sturm“ von Michaela Kastel erzählt die Geschichte von einer Frau, die Madonna genannt und in einer Zelle gefangen gehalten wird. Nacht für Nacht wir sie gepeinigt und missbraucht, bis sie eines Tages entkommen kann. Madonna tritt eine lange Reise zu ihrer Vergangenheit an und sinnt auf Rache…

Das Cover des Buches hat mich sofort angesprochen. Die schwarzen Flügel erinnern mich an einen gefallenen Engel, was rückblickend absolut passend ist. Zudem kann man mit großen Flügeln einen Tornado auslösen, was der Protagonistin Madonna durchaus gelungen ist. Ihre Odyssee hat mich bewegt, überrascht und gefesselt – und das alles gleichzeitig. Ich hatte vorher erst ein Buch von Michaela Kastel gelesen und das auch noch aus einem anderen Genre, daher hatte ich einen klassischen Thriller erwartet. Meine Erwartungen wurden nicht erfüllt, sie wurden übertroffen!

Wer einen klassischen Thriller mit einer klassischen Ermittlung und allem drumherum erwartet, ist hier falsch. Auch wer einen Splatter vermutet, suche sich bitte ein anderes Buch. „Ich bin der Sturm“ ist durchaus brutal und rasant, glänzt jedoch durch seine Wortgewalt und dem Gebrauch von Metaphern. Michaela Kastel regt die Fantasie der Leser an und lässt sie das Grauen der Gefangenschaft durch Madonnas Augen erleben. So wie sie es wahrnimmt und nicht wie es ein unbeteiligter Dritter beschreiben würde. Das muss man mögen – ich mochte es sehr!

Die komplette Geschichte ist rein aus Madonnas Sicht geschrieben, so dass man sich als Leser gut in sie hineinversetzen kann. Mir hat das sehr gut gefallen, da ihre Geschichte und Gedanken im Fokus stehen. Auch wenn es den ein oder anderen Nebenhandlungsstrang gibt, ist der rote Faden in dem Buch klar und auf dem Punkt. Obwohl das Buch mit 272 Seiten nicht sehr dick ist, habe ich den Eindruck gehabt sehr tief in die Charaktere eintauchen zu können. Die Handlung entwickelt sich schnell und rasant und es gibt ständig neue Wendungen. Trotzdem kommen die Gedanken von Madonna und ihre Entwicklung über das Buch nicht zu kurz. Der Spagat ist der Autorin wirklich gut gelungen.

Im Laufe der Handlung gab es immer wieder gut durchdachte Verbindungen ihrer bisherigen Begegnungen und Vergangenheit, die ich mich echt überrascht haben. Erst als sie im Buch rauskamen, haben sich bei mir die Knoten im Kopf gelöst. So muss das sein bei einem Thriller. Dadurch, dass ich nie wusste, was als Nächstes passieren wird, hat sich das Buch für mich zu einem echten Pageturner entwickelt und ich habe es an einem Tag durchgelesen.

Ich kann das Buch jedem ans Herz legen, der eine spannende Handlung schätzt, auch von etwas brutalen Szenen nicht abgeschreckt wird und Lust hat ein sprachlich toll ausgearbeitetes Buch zu lesen, dass zum nachdenken anregt.