Rezension

Anders als erwartet und mit unerwarteten Wendungen, die ein wenig zu plötzlich kamen

Ein letzter Tag mit dir -

Ein letzter Tag mit dir
von Patrick Osborn

Bewertet mit 2.5 Sternen

Die Autorin Emma meint bei einer Lesung, kurz nachdem sie einen Heiratsantrag bekommen hat, ihre Jugendliebe Josh zu sehen. Doch das ist eigentlich gar nicht möglich, da dieser bei einem tragischen Ereignis vor vielen Jahren ums Leben gekommen ist. Emma konnte dies jedoch nie akzeptieren und ist nicht über ihre Liebe zu ihm hinweggekommen. Deshalb schöpft sie neue Hoffnung, dass er vielleicht doch noch am Leben ist und bittet einen Freund, der als Detective tätig ist, zu überprüfen, ob Josh vielleicht doch noch lebt.

 

Der erste Teil des Buches, der Emma´s Vergangenheit und das Kennenlernen mit Josh beschreibt, nimmt knapp über die Hälfte des Buches ein. Zeitweise wirkt dieser Teil langatmig und ohne Spannung. Ab der zweiten Hälfte werden die Ereignisse der Gegenwart nach dem Heiratsantrag dargestellt. Dort hingegen überschlagen sich die Ereignisse. Es sind viele überraschende Wendungen enthalten, die zum einen Spannung aufbauen, aber zum anderen durch die hohe Ereignisdichte dafür sorgen, dass die Charaktere und die Handlung zum Teil blass und unverständlich bleiben, sodass der Leser sich manchmal mehr wie ein verwirrter Beobachter fühlt, als richtig in der Geschichte drin zu sein. Der Leser fühlt sich zum Teil unvorbereitet in Hinblick auf die Ereignisse und die neuen Charaktere, die insbesondere im zweiten Teil vermehrt und ohne langsame Einführung in die Geschichte eintauchen. Dies erschwert es teilweise, den Überblick zu behalten.

Die Geschichte entwickelt sich anders, als nach dem Lesen des Klappentextes zu erwarten sein kann. Im ersten Teil geht es hauptsächlich um die Emotionen und die erste Liebe der 16-jährigen Protagonistin, wohingegen im zweiten Teil, in dem Emma deutlich älter ist, Elemente einer Detektiv- und Kriminalgeschichte überweigen. Daher muss sich der Leser bewusst machen, dass die Liebe zu Josh zumeist nur der Auslöser für die Handlungen sind, aber nicht mehr zwangsläufig im Vordergrund steht.

Der Schreibstil sticht im Vergleich zu denen anderer Bücher nicht heraus und ist nichts besonders, lässt sich jedoch gut und flüssig lesen, ohne dass dadurch Verständnisprobleme auftreten.

Die Protagonisten, die der Leser schon von Beginn an kennt bzw. die einen großen Raum der Geschichte einnehmen, kann der Leser verstehen und zum Teil auch Sympathie für diese aufbringen, jedoch offenbaren mehrere von ihnen im Laufe der Geschichte eine völlig neue Seite von sich. Es stellt sich heraus, dass sich das ihnen blind entgegengebrachte Vertrauen nicht positiv auf die Handlung ausgewirkt und Emma sich in ihnen getäuscht hat. Andere Charaktere hingegen bleiben unscheinbar und ohne, dass dem Leser deren Rolle sofort verstehen kann. Teilweise hinterfragt der Leser die Gedanken, Gefühle und Handlungen der Figuren, aber andererseits gibt es auch Charaktere, die der Leser sympathisch und deren Verhalten nachvollziehbar findet.

 

Insgesamt lässt sich sagen, dass das Buch vollkommen anders als erwartet ist und durch überraschende Wendungen Spannung aufbaut, sodass der Leser wissen möchte, welcher Charakter für welche Handlung verantwortlich ist, jedoch ist die Ereignisdichte teilweise zu hoch, sodass der Leser nicht immer verstehen kann, wo die Charaktere herkommen und wie sie mit der Geschichte zusammenhängen. Trotzdem kann das Buch empfohlen werden, wenn ein Buch mit Kriminalelementen und dem Gefühlschaos einer jugendlichen Protagonistin gesucht wird.