Rezension

Anders als gedacht

Happy Place -

Happy Place
von Emily Henry

Bewertet mit 3 Sternen

Keine Strandlektüre.

Das pinke Cover (und überhaupt die verspielte Umschlaggestaltung) von Emily Henrys “Happy Place. Urlaub mit dem Ex“ versprach gute Unterhaltung. Ich stellte mich auf eine witzige und heitere Lektüre à la Sophie Kinsella ein. Manchmal muss es eben Chicklit sein!

Worum geht’s?

Im Studium lernte die Medizinerin Harriet „Harry“ Kilpatrick ihre bffs kennen. Sie hätte nie gedacht, dass sie in einer Zweck -WG mit völlig unterschiedlichen Frauen (eine WASP – die Juristin Sabrina - trifft auf die Künstlerin Cleo, mittendrin Harriet) Freundinnen für‘s Leben finden würde. Als bekannt wird, dass die Clique aus dem Studium zum letzten Mal die Ferien in Sabrinas schickem Ferienhaus in Maine verbringen will (Sabrinas Vater will es verkaufen), ist guter Rat teuer – eigentlich haben sich Harriet und Wyn getrennt, obwohl die beiden im Freundeskreis als das Traumpaar schlechthin galten! Um den Freuden nicht den Spaß zu verderben (und weil Sabrina und ihr Verlobter Parth heiraten wollen), beschließen Harriet & ihr Exverlobter Wyn Connor, das glücklich liierte Pärchen zu mimen …

Vorsicht: Diese Erzählung ist keine temporeiche Screwball - Komödie, obwohl man den „Beziehungskisten-Roman“ mit dem Satz „Eine zweite Chance für die Liebe“ zusammenfassen kann. Es geht auch um Wahlverwandtschaften und darum, wie man sich von den Erwartungen anderer Leute befreien kann.

Emily Henrys Ton ist nicht albern, und da die Story aus meiner Lieblingsperspektive erzählt wird – es gibt eine Ich-Erzählerin – konnte mich die auf verschiedenen Zeitebenen entworfene Geschichte zunächst in ihren Bann ziehen. In vielen RomComs gibt es den Erzählansatz, rund um ein großes Missverständnis einen ganzen Film zu „stricken“. Auch in „Happy Place“ ist mangelnde Kommunikation das Hauptproblem – ich finde diesen Kniff theoretisch ganz unterhaltsam. Die Autorin entwirft anfangs einerseits ein einigermaßen idealisiertes Bild von Freundschaft und auch vom Studieren, andererseits gibt auch tragische und (melo)dramatische Abschnitte. Manche gefielen mir gut, andere nicht. Zwischen Harriet und Wyn sprühen die Funken, wie es in Liebesromanen eben so ist, aber sie liefern sich nicht unbedingt witzige Wortgefechte.

„Happy Place. Urlaub mit dem Ex“ ist also kein Tatsachenbericht und keine lockerflockige Chicklit. Zwar spielen der Sommer und ein Urlaub eine Rolle (das Hummerfestival von Maine ist ein Highlight), aber ein Schmöker zum Abschalten und Entspannen ist Emily Henrys Buch nicht. Zu diesem Roman hätte etwa ein Cover wie das von Alexi Zentners „Hummerkönige[n]“ besser gepasst, das Marketing zu Emily Henrys Roman ist nicht so gelungen, das Cover weckt beim Leser falsche Erwartungen, die eigentlich nur enttäuscht werden können, da man keine leichtfüßige, etwas hohle Urlaubslektüre bekommt; vielmehr ist „Happy Place“ ein Unterhaltungsroman mit einem Touch Tiefgang, der durchaus zum Nachdenken anregt. Ich mochte den Stil und die Sprache der Autorin zu Beginn – und wenn man sie schon in die Sparte „Frauenliteratur“ einordnen muss, ist sie näher an Mhairi McFarlane (Emily Henry gefällt mir stilistisch besser, obschon Mhairi auch schwere Themen in ihre Chicklit ‚packt‘) als an Sophie Kinsella oder Janet Evanovich. Ich fragte mich beim Lesen weshalb die Übersetzerin an einer Stelle einen englischen Ausdruck mit „Gästinnen“ (Pos.1974, Kapitel 13) statt mit „Besucherinnen“ oder „weiblichen Gästen“ tradierte. So etwas lässt mich stutzen & es stört den Lesefluss.

„Happy Place“ entwickelt sich langsam, und ich war auf den Verlauf gespannt, auch wenn ich tierisch davon genervt war, wie sehr Wyns physische Schönheit und vor allem seine „widerspenstige Locke“ im Fokus stand. Die Figuren sind keine Twens mehr. Seltsam fand ich, dass sich Harry wie eine hormongesteuerte Vierzehnjährige benahm.  Wenn man sich auf die Geschichte einlässt und in der richtigen Stimmung ist, könnte man an „Urlaub mit dem Ex“ durchaus Gefallen finden.