Rezension

Anders sein

Mein Leben als Sonntagskind - Judith Visser

Mein Leben als Sonntagskind
von Judith Visser

Bewertet mit 4 Sternen

Seit frühester Kindheit merkt Jasmin, dass sie anders ist als andere. Während andere schon im Kindergarten Freundschaften schließen, miteinander spielen, toben, lärmen und sich anpassen können, wird ihr immer wieder alles viel zu viel. Zu viel Licht, zu viel Lärm, zu viel Reden. Das ändert sich weder in der Vorschule noch in der richtigen Schule und schon gar nicht an der Fachschule. Die Einzigen, mit denen sie sich richtig unterhalten kann, sind ihre Familie, ihre Hündin Senta und Elvis Presley - der allerdings auch nur als Poster an der Wand hängt. Sie hat Probleme, mit anderen zu kommunizieren und wenn sie unter Stress gerät, läuft sie weg. Nur wenige können sie erreichen und nur wenigen öffnet sie sich. Doch dann verliebt sie sich in einen Jungen - und wie soll sie ihm ihre Gefühle klarmachen?

Asperger interessiert mich nicht erst seit "Lost in Fuseta" und "Spectrum" sehr, weil das eine Art Anderssein ist, die nicht auf Anhieb erkennbar ist. Man glaubt, der/die andere wäre einfach komisch, abweisend, überheblich; dass aber in den Köpfen solcher Menschen etwas andere Denkstrukturen laufen, ist uns selten bewusst. Nun würde ich einige der Kindheitserlebnisse nicht unbedingt Asperger in die Schuhe schieben wollen, es sei denn, ich zeige auch Tendenzen dazu, genauso wie die Hälfte meiner damaligen Klassenkameraden. Kinder, kleine wie große, sind einfach manchmal komisch. Manchmal waren mir die Episoden auch ein wenig zu langgezogen, weil sich auch öfter mal was wiederholt hat. Trotzdem hat es mir einen guten Einblick in das Leben eines solchen Menschen gegeben, der sich doch schon ein wenig von dem unterschied, was ich zu wissen glaubte, und allein daher ist das eine interessante Lektüre, die mich meistens fesseln konnte.