Rezension

** Andersartig **

Die Therapie
von Sebastian Fitzek

Bewertet mit 4 Sternen

Deutschen Thrillern stehe ich ehrlich gesagt immer äußerst skeptisch gegenüber, da mich bislang kein solches Werk richtig überzeugen konnte. Natürlich gibt es auch viele bekannte deutsche Autoren dieses Genres, aber Geschichten, die auf der Reeperbahn spielen oder bei denen eine Hannelore umgebracht wird, reizen mich nun mal gar nicht (überspitzt dargestellt). Nun wollte ich Sebastian Fitzek allerdings eine faire Chance geben, weil ich so viel Gutes über seine Bücher gehört hatte.

 

Die Story von „Die Therapie“ beginnt recht zügig: Viktor Larenz besucht mit seiner Tochter zum wiederholten Male einen Arzt, da es ihr seit langer Zeit schlecht geht und bisher kein Mediziner herausfinden konnte, was der kleinen Josy wirklich fehlt. Kurze Zeit später ist die Tochter verschwunden und man taucht als Leser in eine Geschichte ein, die das Leben des einstigen Psychologen bestimmt: Josys Verschwinden, ihre Krankheit und was wirklich geschehen ist. Man erlebt sie Geschichte aus Viktor Larenz Sicht, etwa 4 Jahre nach dem Verschwinden von Josy. Er begibt sich auf eine Reise auf eine Norddeutsche Insel, in dessen Abgeschiedenheit er mit der Situation endlich zurechtkommen will. Eine Erzählweise, die bei „Die Therapie“ durchaus Sinn macht, wie sich im Verlauf des Lesens herausstellt.

 

Ich muss sagen, dass ich hinsichtlich meiner Meinung zu diesem Psychothriller etwas zwiegespalten bin. Dies möchte ich natürlich weiter ausführen. Zum einen handelt es sich um einen extrem spannend geschriebenen Thriller, dem der Titel „Psychothriller“ durchaus gerecht wird. Der Schreibstil von Sebastian Fitzek fesselte mich von Anfang bis Ende. Man erlebt einen psychisch am Boden liegenden Mann, der an der verzweifelten Suche seiner Tochter zerbrochen ist. Während seines Inselaufenthaltes taucht plötzlich eine mysteriöse Frau auf, die mehr über Josys Verschwinden zu wissen scheint, als sie preisgibt. In einer für mich neuartigen Schreibweise – düster, mysteriös und angsteinflößend zugleich – versucht man durch die Geschehnisse durchzublicken, wird vom Autor jedoch immer wieder auf andere Fährten geführt.

 

Was mir weniger gut gefallen hat, waren die Zeitsprünge und die ständigen Fragezeichen, die einem während des Lesens kamen. Man wollte zwar unentwegs wissen, was nun mit der kleinen Josy geschehen ist, war aber auch verwirrt durch die merkwürdigen Geschehnisse und teilweise genervt durch die durchgängigen Spannungen, die dann doch wieder ins Leere verlaufen sind. Die Auflösung zum Ende des Buches hin, schaffte Klarheit und sorgte für „Aha-Effekte“.

 

Alles in allem fand ich den Psychothriller cool und andersartig: Mysteriös, unheimlich spannend und undurchsichtig. Auf der anderen Seite hätte ich mir jedoch nicht nur unheimliche und verwirrende Szenen gewünscht, sondern zudem ein wenig mehr Action/Handlung.

 

Ich bin aktuell leider noch nicht mit dem „Fitzek-Virus“ infiziert, habe jedoch „Blut geleckt“ und werde auch noch weiteren Werken eine Chance geben. Mal sehen, ob es ein deutscher Thriller-Autor schafft, zu meinen Lieblings-Schreibern zu werden.