Rezension

Angenehmer Schmöker

Das Geheimnis der Tränen (Historisch, Liebe) - Marie Caroline Bonnet

Das Geheimnis der Tränen (Historisch, Liebe)
von Marie Caroline Bonnet

Bewertet mit 4 Sternen

Frankreich im 17. Jahrhundert. Die junge Lianne hat das Herz am rechten Fleck, fristet jedoch ein unerfülltes Leben als Dienstmagd einer reichen Familie. Von der gehässigen Tochter erntet sie nur Spott und ist Opfer ihrer Gemeinheiten, vom Hausherrn wird sie sexuell genötigt. Ihre scheinbar aussichtslose Position erinnert entfernt an Cinderella, allerdings mit dem gravierenden Unterschied, dass Liannes leibliche Mutter keineswegs tot ist. Den Begriff 'Mutter' hat dieses giftige Wesen kaum verdient – sie scheint Lianne zu hassen und erwartet lediglich, dass diese ihr regelmäßig Geld vorbeibringt…selbst wenn dies bedeuten würde, dass ihre Tochter sich dafür prostituieren müsste. Kein Wunder also, dass Lianne die Flucht ergreift, als sich eines Tages eine unverhoffte Gelegenheit bietet - als blinde Passagierin an Bord eines Handelsschiffes mit ungewissem Ziel. Als sie Luc kennenlernt, scheint sich ihr Schicksal endlich zum Guten zu wenden. Doch ihr ehemaliger Besitzer kann diese Schmach nicht auf sich sitzen lassen und schwört Rache… Robina war einst selbst Tochter aus einem reichen Hause und als sie verarmt, scheint die arrangierte Ehe mit dem wohlhabenden Lexius ein sinnvolles Arrangement. Doch Robinas Stolz kann es nicht verwinden, von ihrer eigenen Mutter verkauft worden zu sein. Sie schwört sich, Lexius niemals an sich heranzulassen und begeht bald einen folgenschweren Fehler. Beide jungen Frauen träumen von der wahren Liebe. Aber dies ist nicht das Einzige, was sie miteinander verbindet. Das farbenfrohe Cover fängt wundervoll den Zauber des Meeres und das Gefühl der Sehnsucht ein.

Erzählt wird abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven, hauptsächlich Liannes und Robinas, die sich auf unterschiedlichen Zeitebenen bewegen. Anfangs war dies ein wenig verwirrend, weil man genau aufpassen musste, in welchem Jahr man sich mit dem neuen Kapitel nun wieder befindet. Beide Frauen werden anfangs sehr sympathisch dargestellt, sodass man als Leser mit ihnen mitfiebert und sich über das Unrecht, das ihnen widerfährt, empört. Hinsichtlich der charakterlichen Entwicklung gibt es jedoch eine unerwartete Wendung, die sicherlich hilfreich ist, um die Story voranzutreiben bzw. um die Grundlage für einen gewissen Handlungsstrang zu bilden, allerdings meine Lesefreude letztlich aufgrund der Negativität ein wenig getrübt hat. Obwohl es der erste Teil einer Reihe ist, kann dieser Roman sehr gut als in sich geschlossenes Werk gelesen werden, da keine Fragen offenbleiben. Das Ende war mir persönlich ein wenig zu weichgespült und in mancher Hinsicht eher unglaubwürdig, weil mir das Verhalten der Charaktere nicht stimmig erschien.

Der flüssige Schreibstil besticht vor allem durch die bildreichen Beschreibungen der Locations; man fühlt sich sofort in Meeresnähe und spürt beinahe das Salz auf den Lippen. Besonders La Rochelle, das einst für lange Zeit der größte Hafen Frankreichs an der atlantischen Küste war, wird überaus anschaulich geschildert.

Fazit: Ein angenehmer Schmöker für zwischendurch für Fans von historischen Frauenromanen.