Rezension

Angesichts der Beschreibung auf dem Buchrücken mehr erwartet

Muttermale
von Arnon Grünberg

Bewertet mit 3 Sternen

Der Psychiater Otto Kadoke ist im mobilen Krisendienst tätig und hat in dieser Funktion potentielle Selbstmörder vor dem Suizid zu retten. Er hat eine pflegebedürftige Mutter, die als Jüdin während des Nationalsozialismus verschiedene Lager überlebt hat und jetzt einen überraschenden Wesenszug hat, der nicht verraten werden soll. Als ihre beiden Pflegerinnen plötzlich aufgrund Kadokes Verhalten kündigen, übernimmt er zunächst selbst die Pflege und holt später eine Patientin als Pflegerin ins Haus, was er als alternative Therapie betrachtet.

 

Ein „gnadenlos komischer Roman“, als der das Buch auf dem Buchrücken bezeichnet wird, ist es für mich nicht. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen doch eher ernste Themen – das krankhaft wirkende Verhältnis zwischen Mutter und Sohn, das bis ins hohe Alter nachwirkende Trauma der jüdischen Mutter aufgrund ihrer Internierung in Lagern, Zwangseinweisungen von Psychiatriepatienten. Gerade über letzteren Gesichtspunkt hat der Autor hervorragend recherchiert und führt dem Leser anhand einiger Beispielpatienten die Tragik psychiatrischer Erkrankungen gut vor Augen. Handlung gibt es nicht viel. Es überwiegen die Überlegungen des Protagonisten.

 

Für mich ein Buch im Mittel, von dem ich mehr erwartet hatte.