Rezension

Angriff aufs Zwerchfell

Verräter der Magie - Rebecca Wild

Verräter der Magie
von Rebecca Wild

Bewertet mit 5 Sternen

Aufmerksam geworden bin ich auf das Buch durch Laura, von “The mortal bookshelf”. Das Cover in Zusammenhang mit dem Klappentext hat mich dann neugierig gemacht, denn für mich ergab sich da irgendwie keine Gemeinsamkeit. Als ich das Buch dann im Original in Händen hielt, hat mich der goldene Prägedruck gleich begeistert und alles in allem finde ich ist es ein sehr gelungenes Cover. Etwas schade, dass es nur ein Taschenbuch ist. Ich finde, es ist eines Harcovers würdig. Der Klappentext führt etwas in die Irre. Die WG ist nicht wirklich “schrill” und kommt außerdem nur kurz am Anfang vor.

Kira wird von einer Seele befallen. Cian Kingsley, der Meistermagier, wurde Opfer eines Attentats und konnte seinen Geist in letzter Sekunde retten. Ausgerechnet mit ihm muss sich die freche Fee jetzt abplagen. Denn Cian ist arrogant und möchte ebenso wie Kira schnell getrennt werden und einen neuen Körper erhalten. Irgendetwas verleitet Kira schließlich doch dazu sich auf den Weg zu machen, um Cians Freund und Magier Evan zur Hilfe zu bitten. Es startet eine rasante Flucht und Verfolgungsjagd mit jeder Menge Werwölfen, Feen und anderen magischen Wesen. Immer dabei und stetiger Begleiter der beiden Streithähne in einem Körper: Pooka, Kiras wandlungsfähiger Freund aus der Kindheit, der sich auch mal als Ananas tarnt. Schnell merken die beiden, dass sie doch so einiges gemeinsam haben und schlussendlich auch zusammenarbeiten müssen.

Erster Satz: Wenn man ein Magier ist, die Geheimnisse des Universums entschlüsseln kann und die verborgenen Kräfte der Erde zu nutzen weiß, neigt man dazu, arrogant zu werden.

Idee: Einfach genial. Story und Charaktere sind offensichtlich einem sehr kreativen Kopf entsprungen.

Plot: Ich liebe Storys mit Prolog und Epilog. Nach dem aufregenden Auftakt wird man dann erst in die ganz normale Wohnsituation Kiras geworfen. Schnell kommt die Autorin an den Punkt, wo es nur noch rasant wietergeht. Dann nimmt das Tempo wieder etwas ab, um erneut in einem klasse Ende zu münden. Die Geschichte fesselt, denn man muss einfach wissen: Was kommt als Nächstes? Über was streiten sie gleich wieder? Und ganz abgesehen davon möchte man einfach die ganze Zeit das amüsierte Grinsen im Gesicht behalten.

Schreibstil: Was mir am meisten gefallen hat, waren vor allem die Dialoge. Die sind einfach gerade heraus und dieser Stil wird in der Gedankenkommunikation der beiden Hauptprotas weitergeführt. Speziell auch diesen Part, als Cian in Kiras Kopf ist, hat die Autorin glaubwürdig herübergebracht. Der ständige Wechsel der  beiden, wobei auch mal Cian die Macht über Kiras Körper hat, ist zu jedem Zeitpunkt nachvollziehbar. Nie habe ich mich gefragt, wer da gerade spricht oder denkt. Zudem lässt sich das Buch locker flockig weglesen. Rebecca Wild meidet komplizierte Formulierungen und hätte ich mehr Zeit und Ruhe gehabt, wäre dieses Buch an einem Tag von mir verschlungen worden. Man wird durch den Stil direkt in das Geschehen reingesogen und kann sich schwer lösen.

Einen Kritikpunkt habe ich jedoch: Die Begriffe! Da spielt sicherlich meine Aversion gegen Vokabeln lernen mit, aber ich konnte mir die Aussprache mancher Begriffe (die wunderbar in einem Glossar aufgeführt sind), zunächst  nicht merken. Diese Tatsache hat dem ganzen Lesespaß jedoch keinen Abbruch getan.

Charaktere: Ein Kompliment an diese anderen Charaktere. Kira ist einem von Anfang an sympathisch.
Frech und frei Schnauze redend geht sie ihren Weg. Gerade dass fand ich so toll an ihr. Manchmal ist sie dabei zu impulsiv und handelt unüberlegt. Man fiebert richtig mit und fasst sich auch mal an den Kopf, um gleich wieder über Kira zu schmunzeln. Außerdem gibt es da noch eine ernste Seite an ihr und die betrifft ihr Geheimnis. Kira ist eine besondere Fee.

Ihr Weggefährte Pooka ist einer meiner Lieblingsnebenrollen überhaupt. Spätestens nach der Verwandlung in eine Ananas musste ich dieses rotäugige Wesen lieben, welches Kira so manches Mal aus der Patsche hilft.

Cian ist ebenso kein typisch männlicher Hauptprotagonist. Er besticht natürlich durch Charakter, seine vorlaute arrogante Art, in der ein warmes Herz innewohnt, anstatt durch blendendes Aussehen, wie so manch andere Protas in anderen Büchern.

Auch die Entwicklung zwischen den beiden stufe ich als realistisch ein. Kein ewiges Liebesgesäusel. Die beiden haben sich einfach irgendwann, dagegen können sie gar nichts machen. Eben wie es im richtigen Leben oft passiert. Natürlich spielt die Entwicklung der Figuren dabei eine Rolle, denn durch ihr unfreiwilliges Zusammensein verlieren sie die Vorurteile gegenüber der jeweiligen Art.

Auch alle anderen Charaktere sind frisch und spritzig und auf ihre Art individuell.

Hintergrund: Eine tolle Welt hat die Autorin da geschaffen. Die Vorstellung mit den Reservaten und den Magierstädten ist klasse. Da werden ganz normaler realistischer Alltag mit Fantastischem kombiniert. Auch dass so viele verschiedene paranormale Wesen in der Geschichte vorkommen, mag ich hier gern. Nichts wirkt übertrieben sonder eher selbstverständlich. Die beiden Hauptcharaktere agieren so toll miteinander, vor allem wenn sie die Macht über Kiras Körper tauschen.

Fazit: Ich freue mich schon auf Teil zwei und bin froh, dass man nur ein halbes, statt ein ganzes Jahr darauf warten muss. Ich bin gespannt, welchen Weg Kira und Cian noch zusammen und getrennt gehen werden. Wenn die Spritzigkeit und der Witz dieser Geschichte und ihrer Figuren so bleiben, oder sich noch steigern, können sich die Zwerchfelle freuen. Ein tolles Debüt einer jungen Autorin, von der wir hoffentlich noch mehr großartige Geschichten erwarten dürfen und weiter schreiben wird.