Rezension

Angst essen Seelen auf; und locken manchmal Psychos an

Ich bin der Herr deiner Angst - Stephan M. Rother

Ich bin der Herr deiner Angst
von Stephan M. Rother

Bewertet mit 5 Sternen

Ein „Hamburg“-Thriller aus dem Jahr 2012 hat mein Interesse geweckt. „Ich bin der Herr Deiner Angst“ von Stephan M. Rother. Aus der Sicht zweier Ermittler, einmal Jörg Albrecht, Hauptkommissar und Ermittlungsleiter, sowie Hannah Friedrichs, Kriminalkommissarin. Er, der Chef, mit dem Problem belastet, dass seine Ex mit ihrem neuen Ehemann SEIN Haus bewohnnen, sie, die Untergebene, die ihre eigenen Probleme mit ihrem Angetrauten hat. Dazu gesellen sich noch ein paar weitere Kollegen aus dem Revier, eine Polizeipräsidentin, die es nicht leiden kann zu warten und die Seele des Büros, die Sekretärin Irmtraud Wegner. Sie alle werden unfassbar erschüttert, als eine der ihren, Ole, in einer mehr als ungewöhnlichen Situation tot aufgefunden wird. Keiner hat etwas gesehen, gehört oder geahnt. Nur der Chef macht sich Vorwürfe, hat er doch Ole mit einem Spezialauftrag alleine losgeschickt, ohne ihn in letzter Zeit zu fragen, was es denn Neues gab. Zu viele neue Fälle hatten ihn schlicht abgelenkt.
Doch es kommt noch schlimmer. Es passieren weitere Todesfälle im Kollegenkreis, jeder Einzelne bizarrer und schwerer zu verstehen als die anderen. Es kommt Knüppeldick für die Kollegen, die Polizeipräsidentin will Ergebnisse, und das Schlimmste, die Presse scheint immer einen ticken schneller zu sein. Doch was oder wer steckt dahinter? Erst langsam macht sich der Verdacht breit, dass es mit einem alten Fall zu tun hat, dessen Verantwortlicher, Freiligrath, allerdings in der Psychiatrie sicher hinter Schloss und Riegel sitzt und nie wieder hinaus kann. Wirklich?
Damals hat dieser heimtückische Verbrecher als Therapeut seine Patienten mit ihren ureigensten Ängsten konfrontiert, um sie zu studieren, die Angst einzufangen. Dabei gab es gewisse Todesfälle und es dauerte eine Zeitlang, bis er gefasst war. Freiligrath, der Therapeut, scheint bereit zu sein mit dem Kommissar zu arbeiten.
Der Spannungsbogen wird über viele verschiedene Handlungsstränge gehalten. Jeder einzelne weitere Schritt zum Lösen des Falles birgt die Gefahr einen weiteren Mord nicht verhindern zu können. Und alle Todesfälle scheinen die dunkelsten Geheimnisse der Opfer bereitwillig preiszugeben. Albrecht lässt sich nun in Treffen mit Freiligrath auf heikle Gespräche ein, bei der er herausfinden will, ob dieser etwas weiß oder eventuell mit der Sache zu tun hat. Diese Gespräche, bei denen auf hohem Niveau philosophische Konzepte beider Parteien ausgetauscht werden, sind clever eingefädelt. Doch Freiligrath ist eingesperrt, gut bewacht, wie soll er also die Taten begangen haben, wenn er noch nicht einmal Besuche bekommen darf?
All dies passiert in und um Hamburg herum.
Nur eines scheint nicht so recht zu passen, eine der Protagonistinnen soll schon zurzeit des ersten Falles beim Kommissariat als Beamtin tätig gewesen sein, ein wenig zu jung, als dass sie ohne Ausbildung dort gelandet wäre. Der zeitliche Rahmen passt nicht zum Klappentext.
Trotzdem: Absolut hohes Spannungslevel, hoher Lesegenuss für Thrillerliebhaber garantiert.