Rezension

Angsteinflößend

Die Zelle - Jonas Winner

Die Zelle
von Jonas Winner

Bewertet mit 3 Sternen

Sammy ist elf und gerade mit seinen Eltern nach Berlin gezogen. Im Luftschutzbunker der alten Jugendstilvilla, die die Familie im Grunewald bezogen hat, macht er eine verstörende Entdeckung. Ein vollkommen verängstigtes Mädchen, nicht viel älter als er, ist dort unten in einer Zelle eingesperrt, die man mit Gummifolie ausgekleidet hat. Nur durch einen winzigen Schlitz hindurch kann er sie sehen. Am nächsten Tag ist die Zelle leer, das Mädchen verschwunden. Und für Sammy kann es dafür eigentlich nur einen Grund geben: seinen Vater.

Meine Meinung: 
In diesem Buch geht es um Sammy, der in einem Schacht unter dem Haus ein Mädchen entdeckt. Sein Vater verhält sich komisch, daher fasst Sammy den Entschluss dem Ganzen auf die Schliche zu kommen. 

Das Besondere an dem Buch ist wohl, dass es aus SIcht eines Kindes geschrieben ist. Ich finde bemerkenswert wie Jonas Winner die Gefühle des Kindes beschreibt. Man kann sich richtig gut in den Kleinen hineinversetzen, weil er seinen eigenen Augen nicht traut, eigentlich weiß was er gesehen hat, aber dennoch traut er das seinem Vater nicht zu. Diese Zerissenheit des Jungen ist meiner Meinung nach extrem gut herausgearbeitet worden. Ich mag nicht zu viel verraten, aber im Laufe des Buches denkt Sammy natürlich auch, dass er völlig verrückt ist. Auch das ist meiner Meinung nach sehr gut nachzuvollziehen. 

Die Geschichte ist dadurch natürlich auch für den Leser recht verwirrend. Man ist als Leser selbst genau so zerrissen wie Sammy, weil man nicht weiß, ob man trauen kann was er sieht. Daher rätselt man wirklich mit, wer nun der Täter ist und wer nicht. Man stellt in Frage, man vermutet. Ich hatte zum Ende hin eine Vermutung, die dann auch richtig war, dennoch muss ich sagen, dass ich nicht richtig zufrieden bin, weil mir persönlich noch zu viele Fragen offen bleiben. Im Detail kann ichs nicht erläutern, weil ich dann zu viel verraten würde, aber ich kann wohl sagen, dass ich einfach nichts mit der Sicht des Täters anfangen kann, die zwischendurch gezeigt wird. War das nun wahr? Oder war das nur die Vorstellung vom echten "Bösewicht"? Ich bin da ehrlich gesagt etwas verwirrt, auch wenn ich generell die Lösung in der Geschichte sehr sehr gut finde. Dennoch fühl ich mich nicht ganz aufgeklärt.

Auch die Zustände in der Familie finde ich teilweise etwas unrealistisch. Die Mutter interessiert sich irgendwie Null für die Kinder. Ist nie da und wenn dann schläft sie nur oder hat eh keine Zeit sich um die Sorgen ihrer Kinder zu bemühen. Der Vater und Linus denken nur an sich und interessieren sich auch nicht richtig für Sammy. Sammy hat irgendwie vor jedem Angst und kann daher auch mit keinem sprechen. Nicht wirklich eine Familie, in der man aufwachsen will. Aber irgendwie war mir das dann auch zu viel des Guten, weil eh schon so viel "unnormales" in der Geschichte passiert. 

Fazit:
Im Großen und Ganzen hat mir das Buch sehr gefallen. Die Geschichte ist sehr angsteinflößend und rät zum Mitgrübeln ein. Das Ende ist überraschend und nicht unbedingt vorhersehbar. Einige Kritikpunkte habe ich aber bezüglich der Familiensituation und der Tätersicht. Dadurch bleiben einige Fragen offen. Ich vergebe daher mittlere 3 Sterne und muss aber sagen, dass man dem Buch ne Chance geben sollte, wenn man auf Thriller steht. Es ist nämlich definitiv mal was anderes :)

P.S.: Vielen Dank an den Autor Jonas Winner, der mir das Buch zum Rezensieren zur Verfügung gestellt hat. Das ist absolut nicht alltäglich und ich habe mich sehr gefreut :)