Anna Voigt und die grausame Gerichtsbarkeit
Bewertet mit 4.5 Sternen
Tore Renberg, der norwegische Autor, bis dato unbekannt für mich, beweist in seinem Roman "Die Lungenschwimmprobe" seine akribische Recherchearbeit, aber auch seine Fähigkeit, ein historisches Ereignis in einer stimmigen Geschichte zu erzählen
Die 15 jährige Anna ist des Mordes an ihre neugeborenen Tochter angeklagt. Die Tochter eines Gutsbesitzer ist nach der Tat geflohen gemeinsam mit der Mutter, so die erste Feststellung
Bei der ersten Untersuchung des kleinen Leichnams wird die sog. Lungen-schwimmprobe von Dr. Schreyer durchgeführt. Er kommt zu dem Ergebnis, nachdem die Lunge im Wasserbecken zu Boden sofort zu Boden sinkt, dass das Baby tot zur Welt gekommen ist.
Ein bisschen erinnert der Erzählstil, mich stellenweisen an Moritaten, besonders die Kapitelüberschriften - Früher gab es Moritatensänger, die oftmals sehr schaurig über Untaten berichteten.
Tore Renberg hat nicht nur die historischen Fakten gut eingeführt, sondern auch versucht der damaligen Zeit und dessen Sprache gerecht zu werden. Ein interessanter Mix zwischen historischen Stoff und Kriminalfall.
Christian Thomasius steht ihr beim Prozess bei und versucht die medizinischen und juristischen Fakten darzulegen. Die Gerichtsbarkeit der damaligen Zeit wird sehr penibel beschrieben, ebenso überraschend welch lange Zeit bis zur Urteilsverkündigung verging.
Ein außergewöhnliches Buch - intensiv, voller interessanter Fakten, fesselnd und mitunter sehr beklemmend - sehr lesenswert