Rezension

Annamirl ermittelt - klasse Krimi

Tatort Amper - Ruth M. Fuchs

Tatort Amper
von Ruth M. Fuchs

Bewertet mit 5 Sternen

„...Der Hund guckte sein Frauchen missbilligend an und setzte sich dann auf die Hinterbeine. Auerbach aber ließ er keine Sekunde aus den Augen. Sein weißer Kollege gab keinen Ton von sich. Aber wie er Auerbach anschaute – so abschätzig, als wäre dieser Mensch entschieden unter seiner Würde...“

 

Der Roman beginnt mit einem Ehestreit. Dann vergehen ein paar Wochen. Die pensionierte Lehrerin Annamirl ist mit ihren beiden Hunden Loki und Odin in den Amperauen unterwegs. Die beiden Hunde laufen vor ihr her Richtung Brücke und bellen plötzlich heftig. Loki steht auf der Brücke neben einem Toten. Unweit davon liegt eine Pistole. Annamirl kennt ihn. Es ist Stefan Brunner. Doch auch Odin findet einen Toten. Der hängt unter der Brücke. Es ist Ludwig Ellmaier, Stefans Schwiegervater und der Mann von Annamirls Freundin Helga.

Annamirl reagiert gelassen. Sie nimmt die Hunde an die Leine und ruft die Polizei. Es erscheinen Hauptkommissar Auerbach und Patrick Scholl. Patrick ist neu im Revier. Außerdem war er Annamirls Schüler. Was die Hunde vom Hauptkommissar halten steht im Eingangszitat.

Die Autorin hat einen spannenden und verwickelten Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.

Die Personen werden gut charakterisiert. Annamirl weiß genau, was sie will. Sie liest mit Begeisterung englische Krimis. Sie kann mit Menschen umgehen, hat ungeahnte Einfälle, um ihre Ziele zu erreichen, und verfügt über eine gute Menschenkenntnis. Patrick wird ihr Kontakt zu den offiziellen Ermittlungen. Ihr feiner Humor zeigt sich in folgenden Zitat:

 

„...Cannolo ist der Name eines Gepäcks aus Sizilien. Das wird frittiert und hat eine süße Füllung. […] Sehr fettig, sehr schlechte für die Linie und absolut himmlisch...“

 

Hauptkommissar Auerbach fällt durch seine konservativen Ansichten auf. Eine ältere Dame, die ihn Paroli bietet, ist er nicht gewöhnt. Allerdings hat seine Frau auch ein gewisses Geschick entwickelt, bei ihm ihren Willen durchzusetzen. Gegenüber Patrick steht Auerbach auf dem Standpunkt: nicht getadelt ist schon gelobt.

Die Ermittlungen erweisen sich als schwierig. Erste Theorien werden schnell ad acta gelegt. Auerbach sucht die Täter im Familienkreis. Natürlich werden auch Nachforschungen in der Firma angestellt. Während Ellmaier in seiner Firma eher unbeliebt war, äußern sich über Stefan alle positiv. Dort muss Julia, die dafür abgeordnete Kriminalistin resigniert feststellen:

 

„...Ausgerechnet dieses Mal war sie auf eine Sekretärin getroffen, die nicht neugierig war. Zu dumm...“

 

Gut gefallen hat mir außerdem, dass die mögliche Partnerschaft von Ellmaiers Firma und einen chinesischen Investor geschickt in die Handlung integriert wurde. Erstaunlich, wie gekonnt der Chinese die Verhältnisse in der Firma durchschaute und analysierte. Seine eigen Pläne klingen so:

 

„...Und wenn ich erst einmal einen Fuß in der Firma gehabt hätte, hätte der Rest sich irgendwann ergeben. Unser Volk ist für seine Geduld bekannt....“

 

Bei Annamirls Ermittlungen sind die Hunde nicht etwa nur Statisten. Ab und an bekommen sie eine aktive Rolle.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich hoffe, Annamirl darf demnächst wieder ermitteln.