Rezension

Annas Suche nach der Wahrheit

Die Grenzen der Wahrheit - Elizabeth Camden

Die Grenzen der Wahrheit
von Elizabeth Camden

Bewertet mit 5 Sternen

~~1897 Washington. Die junge und alleinstehende Bibliothekarin Anna O’Brian hat mit ihrer Stellung in der Kongressbibliothek in Washington ihren absoluten Traumjob, wenngleich Frauen hier nur geduldet sind. Annas Vater war Kartograph auf der U.S.S. Culpepper und seit seinem Tod bei einem Schiffsunglück hat Anna nur noch seine Briefe zur Erinnerung. Doch seine letzten Zeilen stellt sie nach dem Fund einer alten Wetterkarte in Frage. Sie will unbedingt herausfinden, was mit ihrem Vater passiert ist und wendet sich an die Navy, doch die begegnen Anna mit Misstrauen und Härte, warnen sie sogar davor, weiter nachzuforschen. Das stachelt Anna erst recht an, weiter zu machen, obwohl sie bald herausfindet, dass man sie verfolgt und ihr nachstellt. Durch ihre Arbeit in der Bibliothek lernt sie den charismatischen Kongressabgeordneten Luke Callahan kennen und bittet ihn spontan um Hilfe, während sie für ihn aufwendige Recherchearbeiten erledigt, die ihm bei einem neuen Steuergesetz helfen sollen. Schnell freunden sich die beiden an, obwohl sie doch so verschieden sind. Wird es Anna gelingen, endlich die Wahrheit über den Tod ihres Vaters zu erfahren?
Elizabeth Camden hat mit ihrem Buch „Die Grenzen der Wahrheit“ einen sehr spannenden historischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist schön flüssig und bildgewaltig, er weiß von Beginn an zu fesseln und ist zudem mit einem feinen Witz nuanciert. Der Leser ist sofort an der Seite von Anna O’Brian, lernt sie, ihre Gedanken und Gefühle genau kennen sowie ihre Lebenssituation und ihre Liebe zu Büchern. Die Beschreibung der Kongressbibliothek ist so bildhaft, dass sie vor dem inneren Auge wie ein Foto erscheint. Besonders interessant sind auch die Einschübe über das Patentamt und welche Erfindungen und Neuerungen zur damaligen Zeit dort angemeldet wurden. Die politischen Sitzungen wurden von der Autorin ebenso sehr schön dargestellt wie die aufwendige Recherchearbeit um Anfragen des Kongresses und seiner Mitglieder.
Die Charaktere sind sehr schön ausgearbeitet und in Szene gesetzt worden. Sie wirken voller Leben und sehr real. Anna ist eine Frau mit Prinzipien und einem festen Glauben an die Wahrheit. Sie ist oftmals unsicher in Bezug auf ihre Stimme, der Ursprung liegt in einem Unglück in ihrer Vergangenheit und einer nicht gerade liebevollen Kindheit begründet. Sie ist hilfsbereit, aber auch schlagfertig, und ihre Liebe gilt allein den Büchern, denn sie sieht sich bereits als alte Jungfer, der keine Ehe mehr beschieden sein wird. Neville ist Annas bester Freund seit ihrer gemeinsamen Kindheit. Er hat einen Tick und wurde in der Kindheit aufgrund dessen immer gehänselt. Neville ist immer für Anna da, hilft ihr, wo es nur geht und lässt sie die neuesten Erfindungen ausprobieren, wenn sie dafür mal über ihren Schatten springt und etwas Mut aufbringt. Luke Callahan hat Charisma, einen aufbrausenden Charakter, Arroganz und dabei ist er so charmant und schlagfertig, dass die Wortgefechte, die er sich mit Anna liefert, ein reines Lesevergnügen sind. Luke hat selbst einen schwierigen Familienbackground und tut alles dafür, dass er in der Gesellschaft besteht und nicht in ererbte Muster fällt. Er ist dickköpfig, stur, aber auch selbstlos und ein Helfer in der Not. Auch die anderen Protagonisten wie Lukes Neffe Philipp oder Annas Vorgesetzter sind wahre Highlights in diesem Roman, dessen Handlung von den vielen Nebenprotagonisten ebenso profitiert wie von den politischen Hintergründen einer spannenden Zeitepoche.
Auch der christliche Aspekt wurde von der Autorin sehr schön herausgearbeitet. Das Hauptthema ist hier Verzeihen und Vergebung, aber auch das Vertrauen ist ein wichtiger Bestandteil. Sowohl Anna als auch Luke wurden durch ihren familiären Hintergrund geprägt und mussten auf ihre eigene Weise verzeihen bzw. anderen vertrauen lernen. Dies wurde auf sehr schöne Weise durch die Autorin in Gesprächspassagen hervorgehoben.
„Die Grenze der Wahrheit ist ein wirklich fesselnder und komplexer historischer Roman, der eine schöne Liebesgeschichte, aber auch interessante geschichtliche Details und komplexe Charaktere in sich vereint. Hierfür kann es nur eine absolute Leseempfehlung geben, denn solch Buch lässt ein Leserherz höher schlagen!