Rezension

Anrührende Geschichte

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl's Diner - Edward Kelsey Moore

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl's Diner
von Edward Kelsey Moore

~~„Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner“ ist der erste Roman von Edward Kelsey Moore, geboren 1960 in Indianapolis, Indiana. Und somit haben wir auch bereits die Eckdaten für den Handlungsrahmen dieser wunderbaren Geschichte: Handlungsort ist Plainview, eine Kleinstadt im Süden Indianas. Die drei Freundinnen Odette, Clarice und Barbara Jean kennen sich seit ihrer Kindheit und bewahren sich ihre Freundschaft auch im Erwachsenenalter. Gemeinsam mit ihren Ehemännern treffen sie sich regelmäßig jeden Sonntag in dem Diner des Städtchens, der Big Earl gehört und der in all den Jahren Anteil an ihrem Schicksal genommen und ein Auge auf sie hatte.

 Keine der Frauen wird von Schicksalsschlägen verschont und hat ihr Päckchen zu tragen: Barbara Jean hat ihren Sohn verloren, Odette ist an Krebs erkrankt und Clarice ist mit einem chronisch untreuen Ehemann gestraft. Aber allen Widrigkeiten zum Trotz beißen sie sich auch in harten Zeiten durch, denn ihre Freundschaft gibt ihnen Mut und Stärke.

 Die Ereignisse werden wechselweise zum einen aus Odettes und zum anderen aus der Perspektive eines unbeteiligten Erzählers geschildert. Odettes Passagen sind sehr persönlich und natürlich von eigenem Erleben und Empfindungen geprägt, die dritte Person des Erzählers hingegen schafft eine gewisse Distanz, konzentriert sich im Wesentlichen auf die äußere Sichtweise und ermöglicht das Hin- und Herwechseln zwischen unterschiedlichen Zeiträumen und Ereignissen.

 Das ist für diese Geschichte sehr wichtig, denn Edward Kelsey Jones hat nicht nur die lebenslange Freundschaft durch Höhen und Tiefen dreier afroamerikanischen Frauen beschrieben, sondern, wenn auch sehr dezent, über die gesellschaftspolitischen Zustände im ländlichen Amerika der sechziger und siebziger Jahre geschrieben. Die Bürgerrechtsbewegung Martin Luther Kings zeigt hier noch keine Wirkung, Diskriminierungen sind an der Tagesordnung – man dürfte, wenn man wollte, aber man traut sich (noch) nicht, denn noch immer verläuft zwischen Schwarz und Weiß eine Trennlinie, die aber auch beide Seiten aufrechterhalten.

 Der Einzige, der sich nicht darum schert, ist Earl. Ihn lässt die öffentliche Meinung kalt, als er den jungen Weißen einstellt, aber Earl hat in dem Städtchen ja eh Sonderrechte und wird von allen geschätzt. Und gerade durch diese Figur schwingt in der Geschichte die Hoffnung mit, was eines Tages auch in Plainview möglich sein könnte – ein friedlichen Miteinander, ganz gleich welcher Hautfarbe.

 Edward Kelsey Jones erzählt eine zu Herzen gehende Geschichte, anrührend und genau richtig ausbalanciert zwischen Tragik und Humor – großartig!