Rezension

Anrührende Geschichte einer persischen Familie

Als die Tage nach Zimt schmeckten - Donia Bijan

Als die Tage nach Zimt schmeckten
von Donia Bijan

Bewertet mit 4 Sternen

Jeden Tag steht Zod – Sohn russischer Einwanderer – in Teheran vor dem Café Leila und wartet auf den Postboten in der Hoffnung, dass ein Brief aus Amerika für ihn dabei ist. Er schickte sowohl seinen Sohn als auch seine Tochter in jungen Jahren nach Amerika, damit sie sich dort als freie und starke Persönlichkeiten entwickeln konnten. Nach nunmehr 30 Jahren kehrt seine Tochter Noor in ihre Geburtsstadt zurück und muss feststellen wie sehr sich ihre Heimat verändert hat.

In einer malerischen, teils sinnlichen bis hin zu einer fast poetischen Schreibweise erzählt uns Donia Bijan von einer mir bis dahin nahezu unbekannten Welt. Sie schafft es, dass ich förmlich die Gerüche von Vanille, Zimt und den Blüten der Granatapfel- und Mandelbäume in der Nase habe. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen bei der Beschreibung der orientalischen Küche mit seinen vielen Gewürzen und zahlreichen Früchten.

Anhand der Familiengeschichte wird der politische Umbruch im Iran anschaulich dargestellt. Die Willkür, Gewalt und Unterdrückung erleben wir hautnah mit. Sie ist besonders – aber nicht nur – gegen Frauen gerichtet. Die Angst der Menschen auf der einen Seite und ihre Lebensfreude andererseits, die sie nur hinter verschlossenen Türen ausleben können, ist spürbar.

Wieso Noor meint, dass sich ihre jugendliche Tochter Lily nach einer Weile in Teheran einleben, sich an die Lebensumstände (Unfreiheiten) gewöhnen und letztendlich wohlfühlen wird, ist mir jedoch ein Rätsel.

Insgesamt handelt es sich um eine emotionale Familiengeschichte mit politischem Hintergrund. Irgendwo im Mittelteil hatte ich kurzfristig Probleme mit der Geschichte, ohne dass ich es irgendwo dran festmachen kann und die Zeitsprünge brachten mich hin und wieder aus dem Konzept, daher vergebe ich „nur“ 4 Sterne.