Rezension

Anrührende Kindergeschichte

The Curious Incident of the Dog in the Night-Time - Mark Haddon

The Curious Incident of the Dog in the Night-Time
von Mark Haddon

Bewertet mit 4.5 Sternen

Christopher ist kein gewöhnlicher Junge. Er hat eine spezielle Sicht auf die Dinge und ist am Boden zerstört, als er den Nachbarshund Wellington mit einer Mistgabel erstochen auffindet. Er beschließt, nach dem Mörder zu suchen, wobei ihm sein Asperger-Syndrom dabei einige Steine in den Weg legt. Während er recherchiert, merkt er schon bald, dass seine Familie mehr mit dem Fall zu tun hat, als ihm lieb ist.

Vom Titel her kenne ich das Buch schon länger, weil es erstens ein recht bekanntes Kinderbuch und zweitens häufiger mal Schullektüre ist.

Die Geschichte wird aus Christophers Sicht in der Ich-Perspektive geschildert. Seine Lehrerin hat ihm empfohlen, das, was er erlebt, niederzuschreiben. Das Ergebnis ist das Buch, was wir in den Händen halten. Seine Eigenheiten machen so auch den Schreibstil zu etwas ganz Besonderem. Zunächst einmal sind die Kapitel nicht regulär durchnummeriert, sondern bestehen aus Primzahlen. Außerdem ist der Schreibstil passend zum Protagonisten einfach gehalten. Dialoge sind z.B. meistens so beschrieben: "And I said, and he said, and I said". Deswegen ist das Buch sehr gut für Leute geeignet, die noch nicht so ganz geübt im Lesen von englischen Texten sind.

Christopher habe ich bereits auf der ersten Seite ins Herz geschlossen. Er hat meistens eine recht einfache bzw. geradlinige Sicht auf die Dinge dieser Welt und teilt sie mit uns. Beispielsweise ist für ihn jeden Morgen entscheidend, wie viele rote oder gelbe Autos er nacheinander auf seinem Schulweg sieht. Die Farbe Gelb mag er nämlich überhaupt nicht, und zu viele gelbe Autos bedeuten einen schlechten Tag. Rote Autos symbolisieren dagegen einen guten Tag. Weil die Farben Braun und Gelb ihm so wenig gefallen, hat er auch immer rote Lebensmittelfarbe dabei ;).

Auch wenn es sich um ein Kinder-/Jugendbuch handelt, hat es einige Tiefen und ist so auch für Ältere geeignet. Christopher wohnt bei seinem Vater. Seine Mutter hat die Familie verlassen, weil sie es nicht mehr mit seiner Krankheit ausgehalten hat. So zeigt es also auch, wie man als Eltern damit umzugehen hat oder was man garantiert NICHT tun sollte. Es hat einen traurigen Unterton, der die meiste Zeit aber von Christophers relativen Weltansichten überschattet wird.

Christophers Abenteuer scheint zwar für einen normalen Jungen absolut machbar zu sein, für ihn ist es aber die Herausforderung des Lebens. Er muss sich seinen Ängsten stellen und über seinen eigenen Schatten springen. Für ihn ist es ein großer Schritt, sich selber zu finden.
Während des Lesens habe ich mich oft an Jonathan Safran Foers Extrem laut und unglaublich nah erinnert gefühlt. Da spielt ja auch ein kleiner Junge die Hauptrolle und scheint ebenfalls Asperger-Syndrom zu haben. Oskar hat ebenso wie Christopher eine andere Sicht auf die Dinge, die nicht nur interessant, sondern auch sehr anrührend ist.

Kurz gesagt, ist The Curious Incident of the Dog in the Night-Time nicht nur eine gute Übung im Lesen englischer Bücher, sondern außerdem eine herzerwärmende Geschichte mit einem Protagonisten, den man so nicht jeden Tag trifft.