Rezension

Anspruchsvoll und ruhig

Eine Insel zwischen Himmel und Meer - Lauren Wolk

Eine Insel zwischen Himmel und Meer
von Lauren Wolk

Bewertet mit 4 Sternen

Eine Insel zwischen Himmel und Meer von Lauren Wolk

erschienen bei dtv Reihe Hanser

 

Zum Inhalt

 

Crow hat ihr ganzes Leben auf einer winzigen Insel verbracht. Sie wurde, kaum ein paar Stunden alt, in einem lecken kleinen Boot an den Strand gespült. Osh, der einzige Bewohner der Insel, hat sie gerettet. Bei ihm ist Crow aufgewachsen. Nur eine hat ihm dabei geholfen, die couragierte und liebevolle Miss Maggie. Alle anderen Menschen halten sich von dem Mädchen fern. Immer schon wollte Crow wissen, woher sie stammt und warum man sie fortgeschickt hatte. Ist es möglich, dass sie gar nicht von so weit her kommt? Als eines Nachts ein unheimliches Feuer auf einer vermeintlich menschenleeren Insel aufscheint, steigen in Crow all die unausgesprochenen Fragen nach ihrer Herkunft auf. Stück für Stück fügt sie das Puzzle ihrer Vergangenheit zusammen und begreift, was Familie wirklich bedeutet.

(Quelle: Verlag)

 

Zum Buch

 

Vorab muss ich sagen, dass dieses Buch kein typisches Jugendbuch ist. Es ist von der ganzen Art her anders, was aber durchaus positiv gemeint ist.

Wir treffen hier auf die 12-jährige Crow, die mit ihrem Ziehvater auf einer winzigen Insel weit ab vom Schuss wohnt. Sie leben in einer einfachen Hütte, was aber auf eine Art ganz idyllisch wirkt. Die Autorin entführte mich auf eine abgeschiedene Insel, die nicht zuletzt durch das düstere und raue Wetter geheimnisvoll erschien. Auch die Menschen dort sind nicht gerade die Offenherzigsten… Das Setting passte jedenfalls wunderbar zur Geschichte. Lauren Wolk hat in diesem Buch Fakten mit Fiktion vermischt, was zu einer tollen Story geführt hat. Mehr dazu erfahrt ihr in ihrem Nachwort. Die Geschichte wird im personalen Erzählstil geschildert und spielt 1925. Dies wusste ich vorher nicht, es hat mein Lesegefühl aber nicht beeinträchtigt.

 

Ich bin hier auf ein sehr ruhig angelegtes Buch gestoßen, was ich so nicht erwartet hatte. Ein kleiner Teil hatte sogar einen leichten Krimi-Touch, welcher mir persönlich aber als zu unpassend erschien. Es fühlte sich in meinen Augen einfach nicht richtig an. 

Die kleine Crow ist eine starke Protagonistin, die auf der Suche nach Antworten ist. Sie besitzt nur einen Zettel mit für sie noch unverständlichen Zeilenfragmenten. Das Mädchen hat eine Menge Fragen zu ihrer Vergangenheit und begibt sich somit auf eine interessante Reise. Die erschütternde Theorie von Crow, was ihre leiblichen Eltern und deren Beweggründe betrifft, wirft bald eine wahre Flut an wilden Vermutungen auf. Die Bedeutung der Feder, die sich auf dem Buchdeckel mit und ohne Schutzumschlag zeigt, wird schnell aufgeklärt. Die Erklärung gefiel mir sehr gut.

 

Lauren Wolk hat mit Eine Insel zwischen Himmel und Meer ein anspruchsvolles und ruhiges Buch geschrieben, das mich aber nicht komplett in seinen Bann ziehen konnte. Die Message und Idee dahinter fand ich toll, der Schreibstil ist flüssig, die Charaktere gefielen mir gut. Aber das entscheidende Fünkchen hat einfach gefehlt. Als Lektüre für die angegebene Altersgruppe empfinde ich das Buch als zu schwermütig. In diesem Buch geht es um tragische Hintergründe, erschütternde Familiengeschichten und Eltern, die nur das Beste für ihr Kind im Sinn haben. Vor allem geht es aber um Hoffnung und den Zusammenhalt von Menschen. Dabei ist es völlig egal, ob man wirklich miteinander verwandt ist oder nicht. Hier ist Blut nicht unbedingt dicker als Wasser oder wenigstens ist dies nicht der entscheidende Faktor. Man ist dort zu Hause, wo man geliebt wird!

Das Ende fand ich sehr passend und zum Glück nicht kitschig angehaucht. Ich kann das Buch empfehlen, allerdings eher an ein etwas älteres Publikum und Leser, die nicht viel Action und Spannung brauchen um in eine Geschichte abtauchen zu können.

 

Zum Autor

 

Lauren Wolk ist Schriftstellerin, Dichterin und bildende Künstlerin. Sie studierte an der Brown University Literatur, arbeitete u.a. als Redakteurin, Feuilletonistin und Lehrerin und ist derzeit stellvertretende Leiterin des Cultural Center of Cape Cod. Ihr Debütroman "Das Jahr, in dem ich lügen lernte" wurde von der Presse hoch gelobt und erhielt den Luchs von DIE ZEIT und Radio Bremen.

 

ab 12 Jahren

288 Seiten

übersetzt von Birgit Kollmann

ISBN 978-3-423-64035-0

Preis: 14,95 Euro

 

© Cover und Zitatrechte liegen beim Verlag

 

An dieser Stelle möchte ich mich noch recht herzlich beim Verlag und Vorablesen für die Bereitstellung dieses Exemplars bedanken!