Rezension

Anspruchsvoll, voller kluger Gedanken, in poetischer Sprache

Ich war Diener im Hause Hobbs - Verena Roßbacher

Ich war Diener im Hause Hobbs
von Verena Roßbacher

Bewertet mit 4.5 Sternen

Es ist eines der Bücher, die man eigentlich zweimal lesen muss, nicht nur, um Neues zu entdecken, sondern auch, weil man dann einiges anfangs Rätselhafte besser verstehen würde.

Es waren einmal vier Freunde aus Feldkirch, einem kleinen österreichischen Ort, die nach dem Abitur (der Matura) ganz unterschiedliche Lebenswege einschlugen. Einer von ihnen, Christian, auch Krischi genannt, ist der Erzähler dieser außergewöhnlichen Geschichte, die dem Leser einiges abverlangt, die ihn aber gleichzeitig mit einer außergewöhnlich schönen Sprache lockt und begeistert.

Es ist eine einfache Geschichte, sagt der Erzähler mehrfach. Aber das ist sie ganz und gar nicht, sondern sie erschließt sich dem Leser erst nach und nach und sie erfordert viel Aufmerksamkeit, um die zarten Hinweise und kleinen Puzzleteilchen, die überall 'versteckt' sind, nicht zu überlesen. Es ist also ein Buch zum Innehalten und zum Mit- und Nachdenken.

Christian hat sich entschieden, Butler zu werden. Diener nennt er sich selbst manchmal, was recht altmodisch klingt. Das passt zu seiner Lebenseinstellung; er hat es am liebsten ruhig und ohne Überraschungen.

Aber genau das Gegenteil passiert, etwas, was sein Leben durcheinanderbringt und an seinen Überzeugungen rüttelt. Wer aber jetzt eine spannende Geschichte erwartet, liegt falsch. Christian beschreibt sein Butler-Leben in der Familie Hobbs, in der es durchaus leger und locker zugeht, vielleicht zu locker, aber er schweift immer ab, was er auch selber zugibt:

"Kaum fange ich an, etwas zu erzählen, einen sauberen, schlichten Sachverhalt darzulegen, verzettle ich mich heillos in diesem ganzen unsortierten Wust an Gedanken und Erinnerungen, Fetzen und einzelnen Sätzen." (67)

Das aber macht auch in gewisser Weise den Reiz der Geschichte aus, die den Leser zwingt, sich aus den Einzelteilen ein stimmiges Bild zusammenzusetzen.

Das Ganze ist in eine sprachlich hervorragende Form gegossen, oft auch mit boshaftem Humor durchsetzt und mit ungewöhnlichen Metaphern geschmückt:

Das Jackett lungerte 'wie eine fläzende, grau gemusterte Katze' auf dem großen Sessel (11), 'der fette und irgendwie spöttische Rosenduft …' (11)

Dieser Roman wäre ein Anwärter für 5 Sterne gewesen, wenn ich nicht das Ende ein wenig zu wirr und zu verschachtelt gefunden hätte. Dennoch ein lesens- und empfehlenswerter Roman für die, die beim Lesen gerne innehalten und mitdenken.