Rezension

Anspruchsvoller Kriminalroman, der in München der 20ziger Jahre spielt

Herbststurm - Angelika Felenda

Herbststurm
von Angelika Felenda

Bewertet mit 5 Sternen

Zwei Männer werden mit ein und derselben Waffe erschossen und die dies geschieht in München Anfang der zwanziger Jahre. Kommissär Reitmeyer nimmt die Ermittlungen gemeinsam mit seinem Kollegen Rattler auf. Schnell wird klar, dass nicht jeder ein Interesse daran hat, das zu genau ermittelt wird, denn manches kommt zu Tage, was einige Leute lieber unentdeckt gesehen hätten. Während Reitmeyer von seinem Freund Sepp Leitner, der beauftragt wurde eine verschwundene Russin zu finden, kontaktiert wird, und sie gemeinsamen Spuren nachgehen, wird es für alle Beteiligtein gefährlich.
Mir hat dieser Kriminalroman, der mir einen Einblick das Leben der Menschen damals gab, sehr gefallen.  Natürlich war mir auch u. a. Inflation ein Begriff, aber was es für die Menschen bedeutete, wurde hier u.a. durch die Geschichte, dass Rechnungen, die gestellt werden, Tage später, das Papier nicht mehr wert, sehr deutlich. Desweiteren wird aufgezeigt, wie die politische Lage ist. Mir war überhaupt nicht klar, dass der Antisemitismus schon so deutlich zu spüren war. In diesem sehr komplizierten Geflecht ermittelt Reitmeyer und selbst an seinem eigenen Arbeitsplatz "treten" nicht alle für Recht und Ordnung ein. Sein Kollege Rattler "verliebt" sich und ist Reitmeyer deswegen nur bedingt eine Hilfe.
Wer etwas mit "goldenen" zwanziger Jahren im Kopf hat, dem wird hier ganz schnell klar, dass dies nur auf eine Minderheit zutrifft, denn die meisten Menschen kämpfen um ihre Existenz.
Im Roman überwiegt in meinen Augen der geschichtliche Teil und der Fall selber, obwohl zumindestens im letzten Drittel sehr spannend, ist eher schmückendes Beiwerk.

Wer gerne Krimis zur Entspannung liest, ist hier auf jeden Fall verkehrt, denn hier liegt richtig, wer gerne sehr tief in die Vergangenheit mit samt vielen politischen sowie gesellschaftelichen Hintergründen und Seilschaften eintaucht.