Rezension

Anspruchsvoller Roman mit kriminalistischen Elementen

All die unbewohnten Zimmer - Friedrich Ani

All die unbewohnten Zimmer
von Friedrich Ani

~~All die unbewohnten Zimmer – Friedrich Ani

Gleich um zwei Fälle geht es in diesem Kriminalroman und in beiden sind Polizisten als Opfer beteiligt. Dafür treffen in diesem Werk, wie zur gegenseitigen Unterstützung, alle vier von Anis Ermittlern aus vorhergehenden Büchern aufeinander. Vier sehr spezielle, aber alles starke und sehr gut ausgearbeitete interessante Charaktere. Der Ex-Mönch Polonius Fischer, die erst verstoßene, dann kürzlich rehabilitierte Fariza Nasri, der schweigsame Vermisstenfahnder Tabor Süden und der bereits verrentete Jakob Franck.
Sie alle bewegen sich in immer enger werdenden Kreisen um die beiden Fälle. Es macht Freude, ihnen bei der Auflösung zu folgen. Die gleichen Begebenheiten werden teilweise aus unterschiedlichen Sichtweisen erzählt.
Dabei ist es wohl fast egal, worüber Ani schreibt, das Brillante an diesem Roman ist auf jeden Fall seine Sprache. Sehr fein und tiefsinnig thematisiert er gleich mehrere Probleme unserer Gesellschaft. 

Eigentlich handelt es sich hierbei um einen Roman mit kriminalistischen Elementen, der durchaus anspruchsvoll zu lesen ist und wunderbar nachdenklich, beinahe schwermütig geschrieben ist. Wer allerdings einen atemberaubenden Pageturner erwartet, könnte enttäuscht werden.

"Dabei war er nur ein alter Mann,  der zu viele Tote gesehen hatte, zu viele Hinterbliebene,  eingemauert in Leid und Einsamkeit; und seine Worte reichten für einen erlösenden Trost niemals aus." Seite 180

Gekonnt schlägt Ani einen Bogen von den abgehängten Gebieten im Osten Deutschlands zu den heutigen Auswüchsen des Fremdenhasses. Auch die Rolle der Medien nimmt großen Raum ein.
Das Ende schließlich fand ich überraschend und schockierend. Trotzdem überaus passend und insgesamt nachdenklich stimmend.
Von mir eine große Leseempfehlung für jeden, der gerne etwas anspruchsvollere Krimis liest.