Rezension

Anspruchsvoller Schmöker

Gott der Barbaren - Stephan Thome

Gott der Barbaren
von Stephan Thome

Bewertet mit 4 Sternen

Dieser opulente Roman war für den Deutschen Buchpreis nominiert – zurecht!

Der Autor ist Sinologe, und ich finde es klasse, dass er den akademischen Elfenbeinturm verlässt und seine Kenntnisse in fiktionalisierter Form der breiten Masse zugänglich macht!

Stephan Thomes Werk ist mehr als eine Fleißarbeit. Ich muss gestehen, dass sich meine Kenntnisse zur Geschichte Chinas in Grenzen halten. Umso mehr Freude hatte ich an der Lektüre, aber ich muss sagen, dass ich relativ lange mit dem Buch beschäftigt war, denn es ist kein schnöder Unterhaltungsroman, vielmehr geht der Autor in die Vollen und in die Tiefe, so sehr, dass man Lust auf eine weiterführende Lektüre bekommt. Allerdings gibt es auch gewisse Längen in der Erzählung, weswegen ich für „Gott der Barbaren“  vier von insgesamt fünf möglichen Sternen vergebe. Kurz zum Grundgerüst:

„China, Mitte des 19. Jahrhunderts. Eine christliche Aufstandsbewegung überzieht das Kaiserreich mit Terror und Zerstörung. Ein junger deutscher Missionar, der bei der Modernisierung des riesigen Reiches helfen will, reist voller Idealismus nach Nanking, um sich ein Bild von der Rebellion zu machen. Dabei gerät er zwischen die Fronten eines Krieges, in dem er am Ende alles zu verlieren droht, was ihm wichtig ist. An den Brennpunkten des Konflikts - in Hongkong, Shanghai, Peking - begegnen wir einem Ensemble so zerrissener wie faszinierender Persönlichkeiten: darunter der britische Sonderbotschafter, der seine inneren Abgründe erst erkennt, als er ihnen nicht mehr entgehen kann, und der zum Kriegsherrn berufene chinesische Gelehrte, der so mächtig wird, dass selbst der Kaiser ihn fürchten muss.
In seinem packenden neuen Buch erzählt Stephan Thome eine Vorgeschichte unserer krisengeschüttelten Gegenwart. Angeführt von einem christlichen Konvertiten, der sich für Gottes zweiten Sohn hält, errichten Rebellen in China einen Gottesstaat, der in verstörender Weise auf die Terrorbewegungen unserer Zeit vorausdeutet. Ein großer und weitblickender Roman über religiösen Fanatismus, über unsere Verführbarkeit und den Verlust an Orientierung in einer sich radikal verändernden Welt.“

Der Versuch der  Taiping-Rebellen,  die Qing-Dynastie  zu stürzen, wird im „Gott der Barbaren“ in epischer Breite abgebildet. Interessant fand ich auch die Rolle der Briten. Ich möchte an dieser Stelle gar nicht auf alle Aspekte der Geschichte eingehen, aber soviel ist klar:

Die Lektüre lohnt sich, denn der Roman ist auch ein Plädoyer gegen Kolonialismus, da er nicht aus einer rein eurozentrischen Perspektive heraus verfasst wurde.