Rezension

Apokalypse im Schnee

Wie Wölfe im Winter - Tyrell Johnson

Wie Wölfe im Winter
von Tyrell Johnson

Der Inhalt...

Im tiefsten Schnee kämpft Lynn mit ihrer Familie in Yukons Einöde ums blanke Überleben. Ein Grippevirus hat den Großteil der Menschheit ausgelöscht. Die Welt, wie man sie vorher kannte, existiert nicht mehr. Es herrscht eine neue Welt ohne Moral und Nahrung. Die wichtigste Regel: Vertraue Niemandem! Bis eines Tages ein fremder Mann namens Jax auftaucht. Er wird von einer Reihe mysteriöser Leute verfolgt und Lynn und ihre Familie nimmt ihn bei sich auf. Womit sie sich in höchste Lebensgefahr bringen...

Meine Meinung...

Ich habe die Geschichte erst vor ein paar Stunden beendet und bin hin und her gerissen. Die Grundidee gefällt mich sehr gut - ich mag apokalyptische Geschichten sehr gerne. Hier gefällt es mir, dass das Ganze nicht zu abgedreht war und für vieles eine plausible Erklärung gefunden wurde. Mir hat das Setting im Schnee wahnsinnig gut gefallen, nicht nur weil ich Schnee generell toll finde, sondern weil ich finde, dass es der ganzen Geschichte einen düsteren Touch gegeben hat. Der ruppige Schreibstil tat hier sein übriges. Die Charaktere haben mir gut gefallen, vor allem Conrad fand ich sehr gelungen. Klar, er ist ein fetter und ekliger Widerling, aber ich bin der festen Überzeugung, dass er den nötigen Thrill in die Geschichte gepackt hat. Ich hab mich öfter gefragt, wie weit Conrad wohl gehen würde...

Lynns Familie hab ich schnell ins Herz geschlossen: Ihre liebevolle Mutter, der aufopfernde Jeryll (der wirklich einen Orden verdient hätte!), der schüchterne Ramsey und Ken, ihr unsensibler Bruder. Alle hatten sie ihr Päckchen zu tragen und waren gut und individuell gezeichnet. Mit Lynn hatte ich jedoch hin und wieder meine Probleme. Ich empfand sie ich manchen Situationen sehr naiv und blauäugig. Man müsste doch meinen, dass der jahrelange Kampf ums Überleben in eisiger Kälte einen abhärtet, oder? Aber Lynn, die Tag und Nacht mit ihrem Bogen durch die Wälder streift und Fallen aufstellt, ist nicht so tough, wie sie gerne wirken würde. Und so mutiert sie, bei der Begegnung mit einem ganz bestimmten Jemand, zu einem 12-jährigen Mädchen, dass noch nie zuvor das männliche Geschlecht gesehen hat. Ja okay, sie hat jahrelang mit einem ängstlichen Mauerblümchen und ihrem eigenen Bruder zusammen gehockt, aber ist das trotzdem ein Grund, den Kerl anzustarren, als sei er das achte Weltwunder? Die Liebesgeschichte hat mir zum Teil zu viel Raum eingenommen. Ich bin ganz ehrlich: Ich hätte sie gar nicht gebraucht. Vor allem weil sie einen sehr starken Kontrast zu der sonst so ruppigen Atmosphäre gebildet hat. Mit Jax war ich eher auf einer Wellenlänge. Zwar hat mir das ganze Bad Boy Image nicht sonderlich gefallen, jedoch hat seine Liebe zu unserem tierischen Helden Wolf (ganz nebenbei: was für ein einfallsreicher Name...) vieles wieder wett gemacht. Hach, ich liebe einfach jegliche Tiere in Geschichten! Ich finde es einfach immer wieder erstaunlich wie sehr ein Tier, und vor allem so ein majestätisches wie Wolf, eine Geschichte aufpeppen kann.

Der blutige Showdown hat mir gut gefallen, jedoch konnte das Ende nicht wirklich punkten. Irgendwie war es mir... zu blumig und rosig, würde ich sagen. Einerseits war es traurig, vor allem weil es wegen Jeryll zu in der Schwebe stand, andererseits... einfach sehr abgedroschen und schien eher als Ende für einen Liebesroman passend. Schade! Mich würde ja auch stark interessieren, ob noch ein zweiter Band geplant ist, oder dies ein Einzelband bleiben soll. Grundsätzliches Potenzial hätte es jedenfalls...

Das Fazit...

Ich bin hin und her gerissen! Ein paar Aspekte waren gut, ein paar weniger gut. Insgesamt also ein mittelmäßiges Werk mit Potenzial nach oben. Das Buch hat mich trotz allem gut unterhalten!