Rezension

Apokalypse zum Einschlafen

Riders 01 - Schatten und Licht - Veronica Rossi

Riders 01 - Schatten und Licht
von Veronica Rossi

Bewertet mit 1.5 Sternen

Ich habe lange, lange überlegt, wie ich diese Rezension taktvoll einleiten kann. Aber was soll man über ein Buch sagen, das wirklich vollständig am eigenen Geschmack vorbei geht? Es ist, wie es ist: Veronica Rossis „Riders - Schatten und Licht“ hat mir leider überhaupt nicht gefallen. Einmal abgesehen vom Ton des Buches (auf den ich gleich noch zu sprechen komme), ist die Handlung wirklich mager, was Cover und Klappentext nicht unbedingt erwarten ließen, denn beides macht einen tollen Eindruck. Dummerweise entpuppte sich die Inhaltsangabe quasi bereits als vollständige Beschreibung des Plots: Der 18jährige Soldat Gideon Blake wird nach seinem Tod als Manifestation eines apokalyptischen Reiters wiedererweckt und hat als solcher übermenschliche Fähigkeiten. Seine Aufgabe - so teilt ihm die hübsche Seherin Daryn mit - sei es, die anderen drei Reiter zu finden und zusammen mit ihnen gegen einen Haufen Dämonen zu kämpfen, die sich die Sippschaft nennen.

Ja, viel mehr ist es dann auch nicht. 526 Seiten lang beschreibt die Autorin, wie Gideon zusammen mit Daryn durch die USA und später Italien reist, um nach und nach die anderen apokalyptischen Reiter zu finden, ohne dass mir bis zur Hälfte klar wurde, wie und warum das alles passiert und was genau es mit der Sippschaft auf sich hat. Das Lesen fühlte sich entsprechend zäh an, zumal die zentralen Aspekte (Charaktere, Motivationen, Worldbuildung) einfach zu lasch ausgearbeitet und kaum vertieft werden, somit alles viel zu wenig Komplexität und Lebendigkeit besitzt. Die seltenen Spannungsspitzen bestehen aus vordergründiger, lauter Action; Zusammentreffen zwischen Reitern und Dämonen, ein paar Faustkämpfen, Pferde. Das war mir einfach zu wenig, zu inhaltslos und langweilig. Auch die Liebesgeschichte hat mich nicht erreicht. Die Gefühle entwickeln sich aus dem Nichts zwischen den Protagonisten und beide bleiben auch zu blass, um wirklich mitfühlen zu können. 

Der Ton des Buches war außerdem mal so gar nicht meins. Ich hatte den Eindruck, die Autorin möchte unbedingt beweisen, dass sie in der Lage ist, sich in einen männlichen Protagonisten hineinzudenken. Herausgekommen ist ein extrem flaches, machohaftes Verhalten der Hauptfiguren, die sich ständig darum streiten, wer denn nun der beste und tollste ist. Ab und zu ging es dabei - um mal etwas Positives zu erwähnen - auch mal humorvoll zu. Aber die meiste Zeit hatte in meinen Augen einfach niemand etwas Handlungsrelevantes zu sagen. Schlimmer: Viele Passagen (übrigens incl. der Danksagung der Autorin) könnte man problemlos in einer Werbebroschüre der US-Army veröffentlichen. Gideon wird nicht müde die große Bedeutung des Militärs im Allgemeinen und für ihn selbst im Speziellen zu loben, was natürlich ABSOLUT nachvollziehbar ist, zumal Gideon anfangs bei seinem ersten militärischen Einsatz (ein Fallschirmsprung) ums Leben kommt! 

„Meinst du damit, dass ich in den Krieg ziehen werde? Ja, eines Tages bestimmt. Wenn man mich zu einem Einsatz schickt. Schließlich bin ich ein Soldat der US-Army.“ Ich hielt einen Moment inne, weil sich die Aussage noch immer neu und irgendwie gut anfühlte. Seite 98 

In ihrem Nachwort schreibt die Autorin explizit, dank der Army bzw. seiner heldenhaften Repräsentanten sei die Welt ein besserer Ort. Was also ist die Botschaft? Krieg ist cool? Natürlich habe ich keinen Schmusekurs erwartet und klar, in einem Fantasybuch, in dem Gut und Böse aufeinandertreffen, rechnet man nicht mit diplomatischen Friedensverhandlungen. Aber hier wird mir ehrlich zu konkret und undifferenziert das Militär in den Himmel gelobt. 

Im Finale schließt sich der Kreis und Veronica Rossi führt die beiden Zeitebenen, auf denen die Geschichte erzählt wird, erstmals wirklich temporeich zusammen - gemeint sind ein Verhör in der Gegenwart und die Vorgeschichte, die sich aus Gideons Erinnerungen zusammensetzt. Zu diesem Zeitpunkt bin ich innerlich leider schon längst ausgestiegen. Die Fortsetzung ist in Amerika bereits unter dem Titel "Seekers" erschienen, wird von mir aber nicht mehr gelesen.