Rezension

Apokalyptische Welt, Engel und der Kampf ums Überleben

Angelfall - Susan Ee

Angelfall
von Susan Ee

Bewertet mit 5 Sternen

Mit ihrer psychisch labilen Mutter und ihrer an den Rollstuhl gefesselten kleinen Schwester versucht die 17jährige Penryn auch weiterhin am Leben zu bleiben. Vor genau 6 Wochen hat es begonnen, die Engel sind auf der Erde erschienen und haben damit angefangen diese und die Menschen zu zerstören. Nicht ein Tag vergeht, an dem es keine Angriffe gibt. Die Großstädte sind schon Ruinen der Zerstörung und die Straßen werden von Straßengangs beherrscht. Die Apokalypse hat die Erde in ihrem festen Griff. Penryn versucht mit ihrer Familie eine sichere Bleibe zu finden, doch auf der Flucht werden sie Zeuge eines Kampfes unter den Engeln. Bei diesem Kampf verliert einer von ihnen seine Flügel. Um für Ablenkung zu sorgen, damit ihre Mutter und ihre Schwester flüchten können, ergreift Penryn für diesen Engel Partei und mischt sich ein, als sie in ihrem Versteckt entdeckt werden. Doch einer der Engel entführt ihre kleine Schwester. Penryn würde alles dafür tun, um diese sicher und heil zurückzubekommen. So bringt sie den halbtoten und schwerverletzten Engel in Sicherheit, um aus ihm Informationen für die Suche nach ihrer Schwester heraus zu bekommen. Sie versucht ihn dazu zu bewegen, ihr zu helfen.

Schnell ist man von der Geschichte gefesselt und möchte unbedingt wissen, wie es weitergeht, wieso die Engel auf einmal die Menscheit angreifen und auch wie es kommt, dass ihr Anführer, Gabriel vom Himmel geschossen wurde. Das die Engel hier die Bösen sind, ist anders, denn normal denkt man von Engeln als die Guten und auch wunderbaren göttlichen Geschöpfe. Doch lösen sie nun einen wahren Krieg aus, in den Penryn und ihre Familie hineingezogen werden. So ist Penryn ein 17jähriges, normales Mädchen, dass bis zum Beginn der Apokalypse ganz andere Sorgen hat, als das tägliche Überleben ihrer Familie. Nun ist sie diejenige, auf deren Schultern die schwere Verantwortung liegt, für die Sicherheit ihrer Mutter und ihrer jüngeren Schwester zu sorgen. Sie hatte auch vor der Apokalypse kein leichtes Leben. Ihr Vater hat sie und ihre Familie sitzen lassen, ihre Mutter psychische Probleme und ihre kleine Schwester sitzt nach einem mysteriösen Unfall im Rollstuhl. Dennoch ist Penryn eine starke und mutige Persönlichkeit, die sich nicht so leicht unterkriegen läßt. Sie ist eine wahre Kämpfernatur. So hat sie eine wirklich spitze Zunge und bringt einem immer wieder mit einer gehörigen Prise Witz und Ironie zum Schmunzeln.

Ihre Mutter hat eine psychische Störung und führt ihren Kampf mit ihren eigenen, inneren Dämonen vor denen sie auch immer wieder ihre Kinder warnt. Sie ist schizophren und immer wieder pendelt sie zwischen ihrer wirklich unheimlichen und verrückten Seite und der brillanten hin und her. Sie hat Penryn zu allen nur möglichen Selbstverteidigungskursen angemeldet, jedoch auch schon mal den ein oder anderen körperlichen Übergriff selbst gegen ihre Kinder in ihrem psychischen Wahn gemacht.

Der Engel Raffe hat nur einen Wunsch, seine Flügel wieder angenäht zu bekommen. Penryn hat ihm diese Idee in den Kopf gesetzt, während sie versucht hat, Informationen aus ihm heraus zu bekommen. Da er es nicht gewöhnt ist, sich zu Fuß oder unter Menschen zu bewegen ohne aufzufallen, stimmt er Penryn wiederwillig zu, dass sie ihn zum Horst der Engel begleiten kann. Er ist zynisch und dennoch kann man ihn am Besten mit harte Schale, weicher Kern beschreiben, da er jedesmal, wenn Penryn in Not gerät zur Stelle ist um ihr Leben zu schützen und sie zu retten. Doch auch Penryn rettet ihm mehr als nur einmal das Leben.

Zwischen den beiden baut sich langsam etwas auf, dass man als eine zarte Romanze bezeichnen kann, dennoch ist es nicht schwülstig oder gar übertrieben, was nicht zum Setting des Weltunterganges und dem Kampf um das Überleben gepasst hätte. Es ist angenehm, dass keine heißen Küsse, sofortiges in die Arme fallen oder schwülstige Liebesbekundungen vorhanden sind. Nur langsam und nach und nach lassen beide ihr Misstrauen gegeneinander fallen und lernen einander ein wenig zu vertrauen. Denn schließlich sind sie ursprünglich ja Feinde.

Paige ist Penryns kleine Schwester und an ihren Rollstuhl gefesselt. Ist sie am Anfang ein zartes, kleines jedoch auch kluges Mädchen, dass den Beschützerinstink weckt und für die Penryn alles auf sich nimmt, so verändert sie sich im letzten Drittel der Geschichte vollkommen. Ihr ganzes Wesen, sowie auch ihr Körper. Doch ist dies nicht ihre eigenen Schuld oder Wahl, es sind die Engel, die etwas mit ihr anstellen. Penryn erkennt immer noch ihre kleine Schwester in ihr. Die Beziehung zwischen den Beiden ist in gemeinsamen Erlebnissen der Vergangenheit begründet und sehr emotional.

Meiner Meinung nach passt das Cover sehr gut zum Buch und seiner Story. Goldene Engelsschwingen, die in einem Kreis auf einem Steinboden liegen, der mit Rissen durchzogen ist und von der Wucht eines Aufpralls zeugt. In goldener Schrift ist der Titel zu sehen und der Untertitel in silberner. Unter dem Schutzumschlag kommt ein Einband in hellem Blau zum Vorschein. und auf dem Buchrücken steht der Tiel in großen, schwarzen Lettern, der Autorenname in weißen. Das Papier fasst sich beim Lesen angenehm und hochwertig an, es sind feste Seiten und nach einmaligem durchlesen sieht das Buch nach wie vor wie neu aus, als wenn es gar nicht gelesen wurde. Der Schreibstil ist einfach und eigentlich normal, nichts poetisch außergewöhnliches, oder an Jugendsprache angepasstes, sondern leicht zu lesen.

Ist es am Anfang düster und spannend, so wird es ab dem Zeitpunkt wo Penryn und Raffe dem Horst erreichen gruselig und ungewöhnlich. So verändert sich Penryns kleine Schwester völlig. Und die Engel sind wirklich alles andere als liebenswerte Geschöpfe. Ob dieser Abrutsch in das Horror Genre und gruselige nun nötig gewesen wäre, sollte jeder für sich selbst entscheiden. Doch wenn man zart besaitet ist, ist es nicht unbedingt gut, diese Kapitel nachts zu lesen.

Mit Action, Spannung und gruseligen Elementen überrascht diese postapokalyptische Geschichte. Der Kampf Penryns um das nackte Überleben gegen übermächtige Wesen, die so alles andere sind, als das ihnen anhaftende Klischee und die zart aufkommende Romanze machen es einfach zu einem außergewöhnlichem Buch, dass man in einem Stück durchlesen möchte. Durch das offene Ende und den Cliffhanger freut man sich schon auf die Fortsetzung der Trilogie. Für Zartbesaitete ist der am Ende aufkommende Gruselfaktor nicht unbedingt geeignet. Doch wer Engel mal anders eleben möchte und nichts gegen starke Mädchen hat sollte sich trauen und das Buch lesen. Es überrascht mit wirklich genialen Ideenund außergewöhnlichen Charakteren. Einzig und alleine die Altersfreigabe ab 14 Jahren finde ich sollte höher angesetzt werden, durch düsteren und gruseligen Kapitel am Ende. Ich persönlich habe das Buch geradezu verschlungen.

Vielen dank an den Heyne Verlag für dieses Rezensionsexemplar.