Rezension

Arg betulich

Mord auf Selchester Castle - Elizabeth Edmondson

Mord auf Selchester Castle
von Elizabeth Edmondson

Bewertet mit 3 Sternen

Ich habe ja nun schon diverse Male erwähnt, dass ich gerne britische Krimis lese. Bei mir muss es durchaus nicht blutig sein, solange das Buch charmant, gerne ein wenig verschroben, aber logisch aufgebaut ist. Eben passend zu Kamin, Gummistiefeln und Hochmoor. Oder Scones, Tee und Hochadel. Ich scheue da kein Klischee...
Der Vorgänger dieses Romans, "Der Tote in der Kapelle", entsprach dem weitestgehend. Schauplatz ist eine alte Burg und das dazugehörige Dorf. Es gibt ein ansprechendes Ermittlerduo, eine Teestube, einen Buchladen und einen verschwundenen Earl. Wunderbar zum Schmökern und Entspannen.
Der zweite Band nun baut auf dem ersten auf. Wobei das schon fast übertrieben formuliert ist. Sagen wir besser, der zweite Band spielt im gleichen Setting. Allerdings gibt es kaum Besuche im Dorf und somit auch keine putzigen Dorfbewohner, fehlt das Knistern zwischen den beiden Hauptpersonen Hugo und Freya zur Gänze, wirkt es ein wenig so, als wären der Autorin die Ideen ausgegangen. Kurz, die Handlung stagniert. Zwar wurde ein Nachfolge-Earl aus dem Hut gezaubert, ein Amerikaner gar, aber das Potential, das ein waschechter Amerikaner im traditionell-dörflichen Britannien geboten hätte, das wurde nicht andeutungsweise ausgeschöpft. Man überlege sich nur, welche schönen Szenen sich da auf der kalten, uralten Burg seiner Vorfahren hätten ergeben können. Stattdessen gibt es ein paar halbgare Mordversuche, denen der gute Mann mühelos entrinnt bzw die er kaum wahr nimmt. Wenn man auf mich mit einer Armbrust schießen würde, würde ich danach übrigens nicht entspannt durchs Dorf tapsen. Aber ich bin ja auch kein Earl.
Nein, dieser zweite Band war selbst mir zu spannunglos. Da helfen auch keine Spielchen mit alten elektrischen Leitungen im Wintergarten. Da hätte nur noch ein erzählerischer Blitzschlag helfen können, aber der blieb leider aus.