Rezension

Astronauten unter sich

Mein Sommer auf dem Mond - Adriana Popescu

Mein Sommer auf dem Mond
von Adriana Popescu

Der Inhalt...

Ein Sommer auf Rügen – klingt nach einem tollen Urlaub? Nicht für Franziska – genannt Fritzi. Die muss nämlich ihren Sommer im Sonnenhof verbringen, einem Therapiezentrum für Kinder und Jugendliche mit psychischen Problemen. Also doch kein entspannter Urlaub! Vor allem nicht, als Fritzi ihre drei Mitinsassen auf der Station kennenlernt: Basti, der lässige Sprücheklopfer, Tim, der Sportler und Mädchenschwarm und Sarah, die schüchterne Träumerin. Alle Vier erleben einen Sommer, den sie so schnell nicht vergessen werden...

Meine Meinung...

Dies war mein erstes Buch von Popescu, auch wenn es bestimmt nicht mein Letztes gewesen sein wird! Da psychische Erkrankungen (leider) auch in meiner Familie aktuell sind, hat mich dieses Buch natürlich besonders gereizt. Mir war schon von Beginn an klar, dass das Thema nur oberflächlich behandelt werden kann, aber mehr habe ich von einem Jugendbuch auch nicht erwartet. Trotzdem finde ich, dass es Popescu gelungen ist ein sehr tiefgründiges und zugleich leichtes Buch zu schreiben, das einem das Thema psychische Erkrankungen ein Stück weit näher bringt.

Die Charaktere haben mich umgehauen! Vor allem Basti und seine frechen Underdog-Sprüche und seine Gedankenwelt haben es mir innerhalb von Sekunden angetan. Doch auch die kratzbürstige Fritzi und die anderen Astronauten der McFly waren wirklich toll gezeichnet. Auch wenn die Autorin hin und wieder mit Stereotypen spielt, schaffte sie es trotzdem eine einzigartige und mitreißende Geschichte zu schreiben. Ich muss dazu sagen, dass ich mich vor Beginn der Lektüre in einer kleinen Leseflaute befunden habe, doch dieses Buch hat es geschafft mich aufzuwecken und aus dieser Flaute zu katapultieren. Das schafft zum einen der tolle und schräge Nerd-Humor, zum anderen auch der Schreibstil, mit dem ich mich direkt heimelig auf Rügen gefühlt habe und meine Reiselust geweckt wurde. Auch, dass moderne Themen (z.B. soziale Medien) aufgegriffen und kritisch durchleuchtet wurden, hat mich positiv gestimmt. Generell haben viele Themen wie Vertrauen, Freundschaft, Liebe etc. in dem Buch Platz gefunden, ohne, dass es überladen wirkte. Grundsätzlich finde ich es auch gut, dass es in sich geschlossen ist und ein sehr offenes Ende hat, aber – und ja hier kommt leider ein aber – bleiben dadurch auch noch viele Fragen offen. Es mag Leute geben, die das gut finden, weil sie sich dann selber die weitere Geschichte ausmalen können... ich gehöre aber eher weniger dazu. Mich macht es ganz wuschig nicht zu wissen, was aus Isa und Fritzi wird, oder ob Bastian klar kommt, oder Tim sich seinen Freunden stellt. Man sieht schon: Tausend Fragen, die (leider) ungeklärt bleiben! Allerdings macht gerade das offene Ende die Geschichte gleich noch viel spannender und reizvoller – ich bin eindeutig in einem Zwiespalt! Auf jeden Fall gibt es dadurch Potenzial für einen zweiten Teil im Sonnenhof ;) Die Perspektive der Erzählenden fand ich gut gewählt. Zwar war es in einem Hinblick schade, weil ich mir zwischendurch gewünscht habe, auch Tims und Sarahs Sicht und ihre Gedanken näher kennen zu lernen, allerdings konnte man so auch, hinsichtlich ihrer Krankheit, Detektivarbeit leisten und munkeln, was die beiden wohl in den Sonnenhof trieb. Ein kleiner Kritikpunkt: Ich kann nicht genau sagen wieso, aber zum Ende hin ist die, sehr stark gestartete, Geschichte etwas abgeflaut, obwohl Sarah nochmal einen kleinen Höhepunkt (oder soll ich lieber Tiefpunkt sagen?) gesetzt hat, der einen hat tief durchatmen lassen.

Das Fazit...

Insgesamt ist „Mein Sommer auf dem Mond“ ein wirklich gelungenes und überraschend tiefgründiges Jugendbuch, mit tollen Charakteren und einem offenen Ende, das mich persönlich leider ein bisschen zwiegespalten zurücklässt. Trotzdem ein tolles Lesevergnügen!