Rezension

Atemberaubende Abwechslung

Pretty Girls
von Karin Slaughter

Bewertet mit 5 Sternen

Nach dem Verschwinden der 19-jährigen Julia zerbricht ihre Familie an diesem Verlust. Die Leiche wird nie gefunden, was nicht zuletzt an den halbherzig geführten Ermittlungen liegt.
Und die Familie scheint nicht zur Ruhe zu kommen, denn genau 24 Jahren verschwindet wieder ein Mädchen und es kommt zu einer blutigen Mordserie. Und ausgerechnet die Schwester der verschwunden Julia findet verdächtiges Material bei ihrem vor Kurzem verstorbenen Mann, nämlich perverse Filmchen, in dem der grausame Tod von Menschen dokumentiert wird. Als wäre das nicht schon schlimm genug ist, glaubt Claire auch noch, eines der Opfer zu erkennen und beginnt, Nachforschungen zu erstellen, die ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen werden. Denn danach wird nichts mehr so sein, wie es einmal war und sie wird ihr Leben aus einem ganz anderen Blickwinkel sehen...

Von Karin Slaughter liegen viele Bücher auf meinem SuB, weil mich ihre Geschichten rein thematisch schon immer interessiert haben. Das erste, was ich jetzt von ihr gelesen habe, war eben dieses. Und was soll ich sagen? Der Hype um ihre Bücher ist definitiv gerechtfertigt! Von der ersten Seite an konnte mich die Autorin packen und in eine schockierende Welt der Grausamkeiten entführen. Nicht selten drehte sich mir der Magen um, weil mit so einer abgebrühten Art die Widerlichkeiten des Täters dargestellt wurden.  Dies war aber nicht die ganze Zeit so und gerade das hat mir an dem Buch besonders gut gefallen. Die Vielschichtigkeit und die Dimensionen, in denen diese Geschichte erzählt wird, sind beeindruckend und faszinierend. Nie weiß man so wirklich was einen erwartet und wird aufgrund der Abwechslung immer wieder aufs Neue überrascht.

Frau Slaughter versteht es, einige Fragezeichen beim Leser entstehen zu lassen, wodurch man selbst die meiste Zeit im Dunkeln tappt. Bei den Personen weiß man nie, woran man eigentlich ist, weil jede Figur eine enorme Entwicklung hinlegt. Eine Lieblingsfigur kann ich gar nicht benennen. Gerade Claire und ihre zweite Schwester, Lydia, haben mich sehr interessiert und auch, wie sich die Beziehung der beiden über die Zeit veränderte. Auch aus zwischenmenschlicher Sicht ist dieses Buch sehr interessant, da es eben nicht nur um die Gewalttaten gibt. So falsch das klingen mag, aber diese sind nur das Bonbon der Geschichte.

Der Schreibstil ist rasant. Erst wird widerlich beschrieben, was mit den Opfern passiert, dann wird ganz nebenbei ein Witz gerissen. Dieser abrupte Wechsel ist manchmal schon ein wenig krass, aber auch eben das, was das Buch ausmacht.
Dementsprechend hatte das Buch auch eine ziemliche Sogwirkung auf mich. Das Einzige, was mich nicht so angesprochen hat, aber dafür kann die Autorin nichts, ist die Druckweise der Schrift. Ansonsten habe ich keinerlei Kritikpunkte.

Dieses Buch hat mich von Anfang an gepackt und gefesselt. Nur schwer konnte ich mich davon lösen. Mit den Opfern habe ich gelitten und musste mehrmals gegen die Übelkeit ankämpfen. Für schwache Nerven ist diese Geschichte definitiv nichts!  Eine absolute Leseempfehlung. Ich freue mich auf weitere Bücher der Autorin!