Rezension

Atmosphärisch

Die Nacht der Bärin -

Die Nacht der Bärin
von Kira Mohn

Bewertet mit 4.5 Sternen

„Die Nacht der Bärin“ von Kira Mohn 

Verlag : HarperCollins

Ebook : Triggerwarnung fehlt / bitte beachten, es geht um häusliche Gewalt 

 

Die Autorin schreibt einen atmosphärischen und kraftvollen Roman, der sich intensiv mit dem Thema körperliche und seelische Gewalt in der Beziehung und Familie auseinandersetzt. 

Zitate vor den Kapiteln vermitteln die Grausamkeit und lassen den Schmerz greifbar werden. 

 

In zwei Zeitebenen schreibt Kira Mohn eine Familiengeschichte, deren zerstörerischen Ereignisse bis in die Gegenwart andauern. 

 

Maja und ihre Schwester Anna wachsen in einem Haushalt mit einem gewalttätigen Vater und einer verängstigten Mutter auf. Die Kinder flüchten oft in den nahegelegenen Wald und verbringen dort Zeit mit phantasievollen Geschichten. Vor allem Maja ist angetan von einer Bärin und ihren Jungen; sie sieht diese Bärenmutter als Beschützerin. 

Zu Hause herrscht Angst und selbst die Mutter begehrt selten auf. Die Konsequenzen sind zu schlimm. Nur Anna bietet ihrem Vater jeden Sonntag die Stirn und kann aufgrund seiner Gewalttaten oftmals am nächsten Tag nicht die Schule besuchen. 

Bis das unvorstellbare passiert und ab diesem Tag ist alles anders. 

 

Erzählt wird aus der Sichtweise der kleinen Maja; die Mädchen werden intensiv beschrieben und auch deren Emotionen kann man spüren. Die gewalttätigen Ereignisse zu Hause werden bildlich und sehr emotional beschrieben. Die Angst vor dem Ehemann und  Vater ist für mich als Leserin spürbar. Niemand in der Familie wollte die Aufmerksamkeit des Vaters auf sich ziehen. 

 

Der Wald hingegen verströmt ein Gefühl der Ruhe und Idylle, ein perfekter Zufluchtsort für die Kinder. Obwohl es sich manchmal so anfühlt, als wäre ein Ungeheuer im Dickicht. 

 

Jule ist auf dem Weg zu ihren Eltern. Ihr Lebensgefährte Jasper ist handgreiflich geworden und die junge Frau muss weg aus ihrem Zuhause. Zuhause erfährt ihre Mutter Anna, dass ihre Mutter, Jules Großmutter, gestorben ist. Jule hat die Frau nie kennengelernt und möchte mehr über die Familiengeschichte wissen. Im Nachlass finden die beiden Frauen einiges über die Vergangenheit und Jule merkt, dass diese von ihrer Mutter totgeschwiegen wurde. 

 

Die Autorin beschreibt die Wichtigkeit, die Vergangenheit aufzuarbeiten, damit die Gegenwart leuchten kann. Die Erzählstränge gehen ineinander über und als Leser:in verschlingt man das Buch. 

 

Was passiert in der Gegenwart mit Jule und Jasper? War es nur ein einmaliger Vorfall  oder muss sich Jule mit den Konsequenzen auseinandersetzen. Reichen seine Entschuldigungen aus oder muss sie vor dem nächsten Streit Angst haben? 

 

„Sie hatte die Wahl, hat meine Mutter hinzugefügt. Und du hast diese Wahl auch.“

 

Und wäre es wirklich besser, man lässt die Vergangenheit ruhen? 

 

Ein gewaltiges Buch, welches stark berührt und nachhallt. 

Absolute Leseempfehlung für dieses aufwühlende Buch. 

 

„Du verdienst es, geliebt zu werden.“