Rezension

Atmosphärisch, aber mit Schwachstellen

Wie Wölfe im Winter - Tyrell Johnson

Wie Wölfe im Winter
von Tyrell Johnson

Bewertet mit 3 Sternen

Seit sieben Jahren lebt Gwendolynn, Lynn genannt, mitten im Yukon in einer Hütte. Denn mittlerweile ist es sieben Jahre her, dass fast die gesamte Erdbevölkerung an einer Grippe starb, die nach einem großen Krieg ausbrach. Auch Lynns Vater starb damals und Lynn und der Rest ihrer Familie verließen die Stadt Easton. Nun jagd sie, um zu überleben und streift durch das verschneite Yukon, ohne das irgendetwas passiert. Bis eines Tages ein junger Mann mit seinem Husky auftaucht. Lynn fühlt sich zu ihm hingezogen und lädt ihn ein, bei ihrer Familie zu essen. Sehr zum Missfallen dieser, denn heute kann man niemandem mehr trauen. Tatsächlich scheint Jax, der Fremde, etwas zu verbergen, denn er verhält sich manchmal mehr als merkwürdig. Was verbirgt er? Wer ist er? Woher kam er?
Meine Meinung:
Das Cover finde ich zu dieser Geschichte absolut gelungen, denn es spiegelt die Kälte und den Schnee des Yukon perfekt wieder. Auch der Klappentext ist ansprechend und macht ebenfalls neugierig, zumal ich Dystopien unheimlich gerne lese, denn so ein bisschen steckt doch immer wieder der erhobene Zeigefinger hinter solch einer Geschichte.
Der Einstieg fiel mir sehr leicht, denn der Schreibstil des Autors Tyrell Johnson ist sehr leicht und locker und lässt sich dadurch gut und flüssig lesen. Auch sonst hat mir der Schreibstil sehr gut gefallen und mit kleineren Details versetzt er den Leser schnell in das eiskalte und verschneite Yukon. Auch die Atmosphäre, die er hier zu Beginn geschaffen hat, fand ich richtig gut, denn man spürte förmlich die Kälte und die Einsamkeit. Man bekommt hier einfach Zeit, seine Eindrücke zu sammeln und sich an die neue Situation zu gewöhnen und herauszufinden, wie die Welt in der Gegenwart aussieht.

Spannend wird es eher ab dem Moment, wo der Fremde, Jax, mit seinem Hund auftaucht, denn ab hier kommen immer mehr Ereignisse aufeinander. Trotzdem fand ich es auch davor nicht langweilig, denn durch die lebhafte Beschreibungen schafft der Autor dem Leser einen guten Überblick auf die Gesamtsituation. Doch auch ab dem Moment, in dem Jax auftaucht, passiert so einiges, was für mich nicht immer ganz schlüssig war, z. B. waren Lynn und ihre Familie sieben Jahre lang unentdeckt und plötzlich, mit dem Auftauchen eines Fremden, ändert sich das alles. Ich möchte hier nicht spoilern, nur so viel, es gab einiges, was zu glatt lief, zu wenig Komplikationen brachte und mich dadurch auch nicht richtig überzeugen konnte.

Erzählt wird die Geschichte von Lynn in der Ich-Perspektive. Gefallen hat mir hier, dass sie auch immer wieder, meist am Kapitelanfang, dem Leser einen Rückblick gibt, auf das was vor der Grippe geschah. Das Szenario, das sie beschreibt, klingt glaubhaft und mit Hinblick auf heutige Ereignisse schlüssig.

Lynn lernt man sehr gut kennen und ich mochte sie zu Anfang durchaus sehr gerne. Allerdings muss ich zugeben, dass ich sie auf Grund ihres Verhaltens eher für deutlich jünger halten würde, als beschrieben. Viele ihrer Reaktionen und Aktionen lassen sie naiv wirken, dabei machte sie gerade zu Beginn einen recht toughen Eindruck.

Alle weiteren Charakteren, selbst Jax, bleiben hier sehr nebensächlich und ich hätte mir gerne noch viel mehr Informationen gewünscht. So blieben leider die meisten sehr blass und nicht allzu gut greifbar.
Mein Fazit:
Mit dem Einstieg in die Geschichte konnte mich der Autor durchaus überzeugen und fesseln, doch ab einem bestimmten Punkt wurde es für mich nicht immer ganz glaubwürdig. Sehr schade, denn der Schreibstil und die damit erschaffene Atmosphäre haben mir richtig gut gefallen. Auch mit seiner Protagonistin konnte ich letzten Endes nicht richtig überzeugt werden, denn sie kam mir an manch einer Stelle einfach zu naiv vor, gerade wenn man die Situation in der sie lebt, bedenkt.