Rezension

atmosphärisch dichter, melancholischer Roman

Die Einsamkeit des Todbringers - Greg F. Gifune

Die Einsamkeit des Todbringers
von Greg F. Gifune

Bewertet mit 3.5 Sternen

Dignon Malloy ist nach außen hin ein absoluter Durchschnittstyp: Ein Mann in den Vierzigern mit Bauchansatz, der mit seinem Kater in einer bescheidenen Wohnung lebt, seiner verflossenen, einzigen großen Liebe nachtrauert und nach einem traumatischen Erlebnis nicht mehr zurück in seinen Job, sein Leben findet. Die Zeit vertreibt er sich mit Lesen, sein einziger Freund und Gesprächspartner ist seine Schwester, mit der er eine tragische Kindheit teilt. Doch dann stößt er in einem Antiquariat auf das Buch »Mystische Wesen in einer sterblichen Welt«, nimmt es aus einem Impuls heraus mit, und findet darin einen Namen sowie eine Telefonnummer. Nach einigem Zögern wählt er die Nummer und verabredet sich mit Bree, der früheren Besitzerin des Buches. Zwischen ihnen entspinnt sich schon bald eine seltsame Anziehungskraft. Doch dann erhält Dignon eine Wahrnung, sich nicht mit Bree einzulassen, die er einfach nicht ignorieren kann.

Greg F. Gifune beherrscht die melancholische Erzählkunst wie kein Zweiter. Seine Geschichten berühren tief, wenn man sich auf sie einlassen kann und bereit dazu ist, zwischen den Zeilen zu lesen und mit einem gewissen Interpretationsspielraum umgehen kann. Er kaut dem Leser nichts vor, deutet allerdings viel an und untermauert auf der emotionalen Ebene. Seine Bücher kann man fühlen, seine Protagonisten sind stets tragische Figuren, die Settings entsprechend düster und trist. So auch hier und gerade diese tieftraurige Verzweiflung treibt einen durch die Seiten, stets begleitet von einem bangen Gefühl, dunklen Vorahnungen und viel Gänsehaut.

Auch wenn dieses Buch als Thriller bezeichnet ist, so würde ich selbst es eher unter Roman einordnen. Ja, es gibt einige brutale Szenen, doch größtenteils ist es eher ein Psychogramm. Der Leser taucht tief ab in Dignons Persönlichkeit, gerät in einen Strudel mit Sogwirkung, der einen von der ersten Seite an gefangennimmt und bis zum Ende hin nicht mehr loslässt. Man schlägt das Buch zu und hat das Gefühl, sich ein Stück weit, darin verloren zu haben. Die Geschichte kreist noch lange in den Gedanken, die tiefe Melancholie hallt gleichermaßen noch lange nach.

Fazit

Nicht mein erster und definitiv nicht mein letzter Gifune. Mit seiner besonderen Art zu schreiben, fesselt mich der Autor immer wieder aufs Neue. Er nimmt den Leser buchstäblich gefangen, trifft ihn tief und nachhaltig auf der Gefühlsebene, ohne dabei plump oder fordernd zu Werke zu gehen. Sein Stil ist von starken und eindringlichen Bildern geprägt, seine Geschichte nur schwer einem bestimmten Genre zuzuordnen. Alles in allem ein nachdenklich stimmendes, spannendes und berührendes Buch, das mir aber vor allem zum Ende hin ein wenig zu vage blieb.