Rezension

Atmosphärisch intensiver Erzählkomplex

Die Geschichte der Bienen - Maja Lunde

Die Geschichte der Bienen
von Maja Lunde

Bewertet mit 5 Sternen

Ich muss gestehen, dass „Die Geschichte der Bienen“ mich nicht direkt angesprochen hat. Der Klappentext ist mager, erst der innere Teil des Umschlags verrät etwas mehr und auch das Cover ist sehr schlicht gehalten. Die Bestsellerlisten hat der Roman dennoch erobert und so ist er irgendwann unweigerlich auch bei mir gelandet. Und genau darüber bin ich froh, weil sich mir eine vielschichtige Geschichte geboten hat, die ich bereits vorab allen noch unentschlossenen Lesern ans Herz legen will.

„Die Geschichte der Bienen“ enthält im Endeffekt drei separate Geschichten. Erst ganz zum Ende hin wird eine Verknüpfung aufgezeigt, ansonsten ist den Geschichten nur gemein, dass sie es im Groben mit Bienen zu tun haben. Ansonsten haben wir vollkommen unterschiedliche Figuren, unterschiedliche Zeiten und unterschiedliche Länder. Eine Gemeinsamkeit ist noch, dass alle drei Hauptfiguren der jeweiligen Teilgeschichte aus der Ich-Perspektive berichten. Dennoch ist es mir überhaupt nicht schwer gefallen die einzelnen Kapitel auseinanderzuhalten, da doch drei sehr unterschiedliche Charaktere geboten werden, die alle ihre Stärken und Schwächen haben.

Die einzelnen Geschichten sind sehr intensiv erzählt. Dieser Eindruck entsteht bei mir nicht, weil etwa eine kraftvolle Sprache gewählt wird, sondern weil den Figuren durch einfache Mittel (einfache Sprache, kurze Sätze) intensiv hinter den Kopf geschaut wird. Es gibt auch Dialoge, aber überwiegend wird das Geschehen aus der Innenperspektive beschrieben und das eben sehr ausführlich, so dass ich letztlich zu allen drei Figuren eine Beziehung aufgebaut habe, obwohl sie alle drei nicht zu den typischen Romanfiguren gehören, die mir sofort sympathisch wären. Gut gemacht fand ich auch, dass die Kapitel mit einem sehr weiten Sinne interpretierten Cliffhanger enden. Zum Ende hin wird immer Spannung erzeugt, so dass man regelrecht durch die Seiten fliegt, weil man bei allen drei Geschichten erfahren will, wie es nun weitergeht.

Neben diesem leichten Spannungseffekt hält mich auch bei der Geschichte, dass alle drei Teilgeschichten unheimlich viele Hoch und Tiefs erzählen. Man freut sich mit den Figuren, um im nächsten Kapitel mit ihnen zu leiden. Durch sehr unterschiedliche Emotionen wird eine intensive Beziehung zwischen Figuren und Lesern geknüpft und das ist ganz klar die Hauptstärke von diesem Roman.

Die Bienen an sich bieten den Nebenschauplatz. Sie sind nicht die Hauptfiguren, aber sie geben den einzelnen Geschichten einen Rahmen und verknüpfen sie letztlich auch miteinander. Dennoch erfährt man unheimlich viel über die Bienen, sowohl naturwissenschaftlich, als auch historisch. So habe ich wirklich noch eine ganze Menge gelernt. Die Bienen sind also die heimlichen Helden der Geschichte.

Fazit: Über Zeit und Raum hinweg werden drei Einzelgeschichten erzählt, die nur durch die Geschichte der Bienen miteinander verknüpft sind. Die Einzelgeschichten sind jeweils emotional ausladend bedient, so dass schnell eine Verbindung zu den drei Hauptfiguren erzeugt wird. Insgesamt entsteht eine intensive Erzählatmosphäre, der man sich spätestens nach einem Drittel nicht mehr entziehen kann. Dass man so ganz nebenbei noch eine Menge über Bienen lernt, ist ein nettes Gimmick, das meine klare Leseempfehlung unterstützend abrundet.