Rezension

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Atmosphärischer Gruselroman mit vereinzelten Schwächen

Der Tod der Jane Lawrence -

Der Tod der Jane Lawrence
von Caitlin Starling

Bewertet mit 3.5 Sternen

Erster Eindruck:

Der Klappentext von "Der Tod der Jane Lawrence" klang nach der perfekten Grusellektüre. Eine schlaue junge Frau, die einen Mann sucht, der es ihr ermöglicht ihr eigenes Ding durchzuziehen und dabei einem gruseligen Geheimnis in Form eines düsteren Anwesens auf die Schliche kommt. Die Leseprobe hat mich direkt überzeugt und anfangs habe ich mich noch über die umfangreiche Seitenzahl des Buches gefreut.

Inhalt:

Jane ist eine junge intelligente und gut ausgebildete Frau (und Waise), die schnell begriffen hat, dass sie einen ganz bestimmten Typ Mann an ihrer Seite brauch, um ihrer Liebe zur Mathematik weitergehen zu können. Da wundert es den Leser nicht, dass sie mit einer penibel zusammengestellten Liste nach dem passenden Kandidaten sucht - und diesen auch promt findet - Doktor Augustin Lawrence, ein Arzt, der sehr zurückgezogen lebt und dem eigentlich gar nicht der Sinn danach steht zu heiraten. Doch bereits nach kurzer Zeit hat Jane ihn offenbar davon überzeugt, dass eine Ehe zwischen ihnen eine super Idee wäre, denn Jane will Augustin dabei helfen seine Arztpraxis zu führen (als Buchhalterin jongliert sie nämlich sehr gekonnt mit Zahlen).
Bereits hier habe ich recht schnell festgestellt, dass Jane wohl doch nicht so selbstbewusst und "tough" ist, wie gedacht. Denn wägt sie anfangs noch recht klar ab, wieso sie Augustin heiraten will, verfällt sie dem Mann derart schnell (und meiner Meinung nach auch grundlos), dass ich sehr irritiert war. Plötzlich liebt sie Augustin abgöttisch, will immer in seiner Nähe sein und vergisst alles, was sie auf den vorherigen 50 Seiten gesagt/gedacht hat. Aber es kommt noch kurioser - denn nach der Hals-über-Kopf Ehe der beiden offenbart Augustin Jane, dass er ein altes Herrenhaus besitzt (eigentlich ja cool, oder?), was Jane jedoch auf gar keinen Fall betreten darf.

Tja, es kommt wie es kommen muss - Sturm, ein Kutschunfall und jede Menge Regen und Jane muss in der Hochzeitsnacht - oh Überraschung - dort übernachten. Aus einer Nacht werden gleich mehrere und Jane merkt schnell, dass Augustin ihr eine Menge verschwiegen zu haben scheint. Jane fängt an Dinge zu sehen und zu hören, bekommt jedoch von Augustin immer nur sehr müde Ausreden präsentiert. Hier war ich jedoch Fan von ihrer Neugierde, denn Jane glaubt ihrem Gatten nicht und forscht selbst nach. Zaghaft zwar, aber für die Zeit, in der das Buch spielt (19. Jahrhundert), ist ihre Selbständigkeit und ihr Eigensinn dennoch bewundernswert.

Und obwohl das Setting des düsteren Herrenhauses (welches toll beschrieben wird), die regnerischen Tage und die Arztbehandlungen (zum Teil sehr explizit beschrieben) wirklich Gruselstimmung für den Leser bieten, wurde es ab etwa Seite 200 wirr.
Die Erzählung folgt keinem wirklichen Muster mehr, die Handlung ist zwar da und auch durchaus nicht uninteressant, verursachte mir jedoch oftmals das Gefühl ich hätte etwas verpasst. Auch mehrfaches zurückblättern und noch einmal lesen haben daran nichts geändert. Die Handlung reißt förmlich ab, wird wieder aufgegriffen und ich als Leserin blieb leider ratlos zurück.

Die Hoffnung, dass dies sich irgendwann noch einmal ändert war leider vergeblich denn bis zum Ende konnte ich die Stringenz leider nicht mehr wiederfinden. Schade, denn die Idee und der Anfang waren wirklich gut, die Beschreibungen des Settings, düster und atmosphärisch wie man es sich wünscht und die Figuren greifbar und interessant. Die Magie, die irgendwann Platz in der Geschichte findet fand ich spannend und auch die Rituale, die Mischung mit der Medizin und den vielen Geheimnissen war klasse. Aber die verwirrende Erzählweise hat die Freude daran leider wirklich getrübt. Auch bin ich der felsenfesten Überzeugung, dass 100 Seiten weniger der Geschichte und dem Handlungsbogen durchaus gut getan hätten.

Für mich eine 3,5 von 5 Sternen, die ich auf 4 Sterne aufrunde.