Rezension

Atmosphärischer Jugendroman, der sich allerdings nicht vor manchem Klischee retten konnte

Die Selbstvergessenen - Anna Palm

Die Selbstvergessenen
von Anna Palm

Bewertet mit 3.5 Sternen

Die Handlung des Buches hört sich interessant an. Sofia Wilden, 16 Jahre alt, wird wegen ihrer großen Klappe auf ein Internat geschickt. Doch anstatt mit anderen Rebellen dort auf die Schule zu gehen, sind alle Schüler zwar wunderschön, aber seltsam teilnahmslos, wodurch sie selbst in die Außenseiterrolle rutscht. Das allein hätte aber vielleicht nicht gereicht, mich zum Lesen des Buches zu animieren, weil es sich anhört wie eins von vielen Jugendbüchern. Nein, der Hauptgrund war, dass „Die Selbstvergessenen“ von Anna Palm, einer jungen deutschen Autorin geschrieben wurde, und ich es spannend fand, ein Buch von ihr zu lesen.

Schon der Prolog, der im Gegensatz zum Rest der Geschichte aus Sicht eines Jungen geschrieben ist, lässt eine düstere Stimmung aufkommen und hört so abrupt auf, dass man sich automatisch fragt, was nun passieren wird. Bis man erfährt, was in diesem Internat Hellenwald eigentlich los ist, dauert es noch eine Weile. Ab jetzt wird die Geschichte aus Sofias Sicht erzählt.

Der Schreibstil der Autorin bringt durch die Ich-Perspektive Sofias Gedanken gut rüber. Die Denkweise dabei schön humorvoll und man merkt fast schon die Ecken und Kanten. Außerdem ist das Buch in einer leichten Umgangssprache geschrieben, was es noch besser lesbar und vor allem authentischer macht. Was mich hier allerdings gestört hat, ist, dass die Jugendlichen dauernd in so einem Deutsch-Englisch-Mischmasch reden, der schon ziemlich übertrieben ist. Ja, die Teenies heutzutage lassen auch mal das ein oder andere englische Wort einfließen, aber so krass ist es lange noch nicht! Ansonsten bringt Anna Palm die Stimmung des Romans super rüber. Vor allem, als Sofia sich inmitten der perfekten Schüler befindet und sich einsam vorkommt, konnte ich ihre Gefühle sehr gut nachempfinden. Leider findet man in „Die Selbstvergessenen“ aber auch die typischen Jugendroman-Stellen, bei denen man nur den Kopf schütteln möchte. Zum Beispiel, als Sofia zum ersten Mal auf Sam trifft und ihn sofort anhimmelt. Auch klischeehafte Sprüche zwischendurch dürfen nicht fehlen und schon gar nicht das Happy End, das  auf mich irgendwie leicht lächerlich gewirkt hat. Sorry…

Die Protagonistin ist vom Charakter her weitendgehend sympathisch. Sie ist keine dieser zugeschliffenen Hauptpersonen, die unbedingt perfekt sein müssen, und es macht Spaß, die Geschichte aus ihrer sicht zu hören, weil sie sie mit einer Portion Humor garniert. Ja, gut, ihre Ausraster anfangs wirkten auf mich dann doch ein bisschen krass, aber ansonsten wirkt sie wie ein mehr oder weniger normaler Teenager. Vor allem ihre Selbstzweifel eben in der Situation, als sie gerade neu im Internat ankommt…die wirken richtig echt. Die restlichen Charaktere hingegen kamen meiner Meinung nach nicht ganz so gut raus wie Sofia, höchstens noch Sam.

Alles in allem hat Anna Palm hier einen guten, soliden Jugendroman geliefert, der mir allerdings nicht sonderlich in Erinnerung bleiben wird.