Rezension

Atmosphärisches Inselsetting und ein vorschneller Ermittler

Kalt flüstern die Wellen - Kate Penrose

Kalt flüstern die Wellen
von Kate Penrose

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ben Kitto, ehemaliger Undercover-Ermittler in London und neuer Deputy Commander der Isles of Scilly Police, hat im Fall eines zunächst unbekannten verbrannten Toten zu ermitteln. Es handelt sich um einen freundlichen Herrn, der erst seit kurzem auf der Insel lebte. Die zeitliche Parallele des Leichenfunds zur traditionellen Guy-Fawkes-Feier auf der Insel St. Agnes ist ein erster Hinweis, dass der Täter eine Botschaft zu überbringen hat. In Stein geritzte Botschaften tauchen nach und nach auf in kornischer Sprache, die nur noch von wenigen Einheimischen gesprochen wird. Wie der Täter den Brennstoff unbemerkt transportiert haben kann, fragt man sich spätestens nach einem Blick auf die Karte der Insel; denn einige Bewohner haben aus ihrem Haus einen weiten Blick über die Insel. Mit einem schwierigen, kontrollierenden Chef im Nacken fahnden Ben und sein junger Kollege Eddie Nickel nach einer Person, die eng mit der kornischen Kultur verbunden sein und eine Abneigung gegen neu zugezogene Inselbürger haben muss.  Der Icherzähler Ben ist persönlich betroffen, weil er das Opfer und seine Frau kannte. Ben Kitto  kann zwar seine Ortskenntnis und Verbindungen aus der gemeinsamen Schulzeit mit den Inselbewohnern nutzen. Von der Vehemenz der Konflikte um die wirtschaftliche Entwicklung der Insel überwältigt und unter dem Druck seines Chefs, scheint er sich jedoch zu Alleingängen gedrängt zu fühlen, die für einen so erfahrenen Ermittler wenig glaubwürdig wirken.

Der Kriminalfall, bei dem Ermittler, Verdächtige und Zeugen kurz vor Einsetzen der Winterstürme gemeinsam auf einer Insel festsitzen, funktioniert im dritten Band der Serie wieder gut. Auch ohne Kenntnis des zweiten Bands habe ich  schnell in das Setting gefunden und konnte dem  nicht gerade professionellen Ermittler bei der Arbeit über die Schulter schauen. Ben sollte wissen, dass in einer eingeschworenen Gemeinschaft die Wellen des Tratschs hoch schlagen können und dass er ein Kapitalverbrechen kaum mit Alleingängen und vorschnellen Urteilen aufklären wird. Sein Umgang mit dem behinderten Jim ist für einen erfahrenen Ermittler nicht gerade ein Glanzstück.

Stimmungsvolle Inselatmosphäre  im November, ein spannender Plot und eine  größere Prise Privatleben der Ermittler versöhnen mit der weniger glaubwürdigen Ermittlerfigur.

Den 4. Band hat Kate Penrose (d. i. Kate Rhodes) bereits angekündigt.