Rezension

Auch bekannt als "Little Bee"

The Other Hand - Chris Cleave

The Other Hand
von Chris Cleave

Ein Buch, das teilweise sehr emotional ist, aber zu deren Charakteren ich nie wirklich eine Verbindung aufbauen konnte und welches vielleicht zu viel auf einmal versucht.

Inhalt

Little Bee ist ein nigerianisches Flüchtlingsmädchen, welches fast zwei Jahre in einem Immigration Detention Center in Großbritannien verbracht hat und auf einmal freigelassen wird. Knapp 16 Jahre alt, macht sie sich auf die Suche nach den einzigen Menschen, die sie in England kennt: dem Ehepaar Andrew und Sarah. Doch diese haben versucht die Begegnung, welche sie damals mit Little Bee und ihrer Schwester an einem Strand in Nigeria hatten, zu vergessen...

Meine ausführlichere Meinung

Zunächst einmal: WARUM EIN BUCH UNTER EINEM ANDEREN TITEL VERÖFFENTLICHEN OHNE DEN GERINGSTEN HINWEIS AUF DEN FRÜHEREN TITEL? Tatsächlich hatte ich "Little Bee" schon ungelesen im Regal stehen und vermutet, dass es sich bei "The Other Hand" eventuell um die Vorgeschichte handelt. Doch nein. Es ist das identische Buch. So kommt man auch zu Doppelkäufen.

Jetzt aber zum eigentlichen Buch. Da mir erst NACH der Lektüre und einer Internetsuche bewusst wurde, dass dies tatsächlich "Little Bee" ist, dieses hochgelobte Buch, ich es aber für eine Art Prequel hielt (was sicherlich auch daran lag, dass null über den Inhalt auf dem Klappentext zu lesen war), waren meine Erwartungen nicht hoch. Daher fand ich das Buch eigentlich ganz in Ordnung. Doch ich bin mir sicher, mit meinen "Little Bee"-Erwartungen hätte ich dem Buch eventuell nur 2 bis 2 1/2 Sterne verpasst.

Mein Hauptproblem: die Figuren. Little Bee hat Furchtbares erlebt, sicherlich. Doch sowohl zu ihr als auch zu Sarah, der britischen Journalistin, bei der Little Bee Zuflucht sucht und deren Beziehung die entscheidende Rolle in diesem Buch spielt, konnte ich nie wirklich einen Draht finden. Irgendwie wirkten - gerade die Dialoge - für mich doch etwas zu unnatürlich.

Den politischen Hintergrund und was man über das Thema Flüchtlinge bzw. Asylanten in Großbritannien erfährt, fand ich interessant und lesenswert. Diese Dingen haben das Buch für mich auch aufgewertet. Aber die eigentliche Geschichte las sich für mich teilweise wie ein zusammengestückeltes Drehbuch, angelegt auf den maximalen dramatischen Effekt. Details, Hintergründe kaum vorhanden bzw. wirkten diese oft nicht überzeugend. Vielleicht liegt es daran, dass Little Bees Stimme auf mich nicht authentisch wirkte. Gut, ist sicherlich auch schwierig für einen britischen, männlichen Autor wie ein junges, nigerianisches Mädchen zu klingen, aber ich hatte den Eindruck, (Achtung, Englisch:) "that sometimes he was trying too hard".

Fazit

Eine Geschichte, die sich dank des Schreibstils gut lesen lässt, aber die mich vor allen Dingen wegen der Figuren nicht so recht beeindrucken konnte.