Rezension

Auch der dritte Band der Kopenhagen-Thriller-Reihe überzeugt

Glasflügel - Katrine Engberg

Glasflügel
von Katrine Engberg

Bewertet mit 5 Sternen

In der Reihe der Kopenhagen-Thriller der Dänin Katrine Engberg ist „Glasflügel“ der dritte Band bei dem der Ermittlungsleiter bei der Kopenhagener Polizei Jeppe Körner versucht, den Fall zu klären. Seine Kollegin Anette Werner, inzwischen 44 Jahre alt und in Elternzeit, ist diesmal nicht an seiner Seite. Stattdessen erhält Körner mehr Unterstützung durch seine Kollegen Falck und Larsen sowie von Sara Saidani, mit der er privat eine Beziehung führt, die er bisher aber nicht öffentlich gemacht hat. Für Werner spricht allerdings nichts dagegen, dass sie sich als Abwechslung zur Mutterrolle auf eigene Faust einige Informationen zum Fall einholt …

Die Ermittlungen führen wenige Jahre in die Vergangenheit zu dem inzwischen geschlossenen Fürsorgeheim für Jugendliche, der Wohnstätte „Sommerfuglen“, ins Deutsche übersetzt bedeutet der Begriff „Schmetterlinge“. Dabei ist der titelgebende Glasflügler eine besonders zerbrechlich wirkende Schmetterlingsart, die aber für ihre Fressfeinde tödlich sein kann.

In Kopenhagen wird in einem Brunnen eine nackte weibliche Leiche gefunden, blutleer mit Schnitten an den Handgelenken und der Leiste. Körner steht vor einem Rätsel. Erst als am nächsten Tag ein weiteres Opfer gefunden wird, führt eine erste Spur nach „Sommerfuglen“. Die Zeit drängt, denn das Motiv ist nicht klar und es könnte weitere Tote geben.

Körner und Werner waren vor der Erziehungszeit ein eingespieltes Team. Jetzt gibt es Situationen für beide, in denen sie den jeweils anderen auf gewisse Weise vermissen, weil sie genau einschätzen können, welche Tätigkeit der Partner jetzt übernehmen beziehungsweise welche Gedanken er äußern würde. Werners Verhalten zeigt, dass bei weiteren Bänden mit ihrer unkonventionellen Hilfe bei den Fallermittlungen zu rechnen ist. Sowohl das Privatleben wie auch der berufliche Alltag von Körner und Werner sind mit Sorgen und Problemen belastet und dabei lässt sich die jeweilige Stimmungslage nicht immer scharf dazwischen trennen.

Angeteasert wird der Thriller durch eine Szene, in der eine Krankschwester einem Patienten eine Überdosis eines Medikaments verabreicht. Im Laufe der Erzählung hatte ich eine vage Ahnung davon, um welchen Erkrankten es sich dabei handeln könnte, was die Spannung zusätzlich steigerte. Katrine Engberg hat für „Glasflügel“ als Hintergrundthema den Pflegenotstand gewählt, der uns auch gerade jetzt in Deutschland wieder einmal schmerzlich bewusst wird. Sie verweist auf den Umstand, dass gerade im Bereich der Psychiatrie, aber auch in anderen medizinischen Gebieten, durch eine erhöhte Medikation beispielsweise eine Beruhigung des Patienten erreicht werden kann und dadurch die Zeit für eine effektivere, jedoch kostspieligere Therapie durch entsprechend geschulten Personals eingespart werden kann. Außerdem verdeutlicht sie, wie viel Verantwortung, aber auch Macht über Leben und Tod den Pflegern, Therapeuten und Ärzten zukommt.

„Glasflügel“ ist wie die beiden vorigen Fälle wieder durchgehend spannend. Die Haupthandlung mit der Suche nach dem Mörder wird garniert mit etlichen liebevoll gestalteten Nebenhandlungen in denen ich auch wieder bekannten Figuren wie zum Beispiel der emeritierten Professorin Esther de Laurenti begegnete. Ein Lesen des Buchs ohne Kenntnis der ersten Bände ist möglich, aber nicht unbedingt sinnvoll. Der Thriller ist ein Muss für alle Fans der Serie und eine Empfehlung für alle Leser des Genres.