Rezension

auch in Sachen Baby-"Herstellung" kann man einiges falsch machen

Der Rosie-Effekt - Graeme Simsion

Der Rosie-Effekt
von Graeme Simsion

Inhalt:
Don und Rosie sind verheiratet und führen ein angenehmes Leben in New York. Don hat gelernt, seinen Kontrollzwang etwas zu zügeln, um sich besser mit Rosie zu arrangieren. 

Ein Anruf von seinem besten Freund Gene bringt jedoch alles etwas durcheinander. Genes Ehefrau Claudia hat ihn rausgeworfen, also bietet Don ihm kurzfristig eine Bleibe bei ihm und Rosie in New York. Zusätzlich besorgt er ihm einen Platz in der Columbia University. 
Als er Rosie vor vollendete Tatsachen stellen wollte, sagt Rosie den einen Satz, der Dons Leben für immer verändern wird: "Wir sind schwanger."

Wie kompliziert eine werdende Mutter sein kann, muss Don nun am eigenen Leib erfahren - um all die neuen Informationen zu verarbeiten, legt er in seinem gefliesten Arbeitszimmer eine Tabelle über Entwicklung und Probleme an.

Gene - bereits Vater - gibt Don hilfreiche Ratschläge, die diesen jedoch schnell nach Recherchen ins Polizeidezernat bringt. Ein Umstand, den Don Rosie unbedingt verschweigen muss, um ihren Kortisolspiegel nicht zu erhöhen, was das Ungeborene nachhaltig schädigen könnte... 

Meinung: 
"Das Rosie-Projekt" konnte mich überraschenderweise begeistern und so war die Fortsetzung ein Muss. Denn ich konnte mir nicht entgehen lassen, wie Don mit der lebensverändernden Nachricht einer Schwangerschaft zurechtkommen würde. 

Durch die angenehme Erzählstimme von Oliver Kube, die Dons trockene Art wunderbar transportiert, war ich sofort wieder in Dons Leben gefangen. Seine soziale Dysfunktion war sofort wieder gegenwärtig, auch wenn er gelernt hat, teilweise mit Sarkasmus umzugehen.

Nach der schockierenden Nachricht von Rosie sieht sich Don mit Zweifeln konfrontiert, die er vorher nie gehabt hat. Wenig hilfreich ist die Tatsache, dass Don vor Monaten bereits von einer Sozialarbeiterin attestiert wurde, dass er besser niemals Vater werden sollte. Und exakt dieser Sozialarbeiterin begegnet er wieder, nachdem er dem Rat von Gene gefolgt war, Kinder zu beobachten - was in New York direkt zur Polizeidienststelle führt. Und nach Meinung der Sozialarbeiterin Lydia ist Rosie prädestiniert dafür, nach der Geburt an postnatalen Depressionen zu leiden. Don soll sie "testen", jedoch hat er den ganzen Vorfall vor ihr verschwiegen...
Das Lügenkonstrukt, um Rosie zu schonen, wird größer und größer und Don steigert sich in sein persönliches Projekt, Rosie "zu helfen", indem er sie in die für ihn beste Richtung drängt - was Rosie trotz Überforderung durch Doktorarbeit nicht honoriert.

In gewohnt analytischer Form führt Graeme Simsion seinen ungewöhnlichen Protagonisten von einem Problem zum nächsten, gespickt mit dem bereits im ersten Band trockenen, ungewollten Humor des Ich-erzählenden (Vergangenheit) Don. Ich genoss jede noch so kleine Begebenheit, in die Don hineinstolpert, die wissenschaftlichen Gedanken zu Ernährung in der Schwangerschaft bis hin zu Planung von Baby-Ausstattung und konnte mir ein Grinsen oft nicht unterdrücken.
Ich flog durch die CDs, die perfekt passende Erzählstimme machte es mir leicht, Dons Leben und den tückischen Problemen des Ehelebens und Vater-Werdens zu folgen, ehe die Geschichte nach einem nahezu dramatischen Showdown für mich rundum zufriedenstellend endete.

Urteil:
"Der Rosie-Effekt" steht seinem Vorgänger in Bezug auf unfreiwilligem Humor und Skurilität kaum nach. Auch in Sachen Baby-"Herstellung" kann man aus wissenschaftlicher Sicht so einiges falsch machen.
Die Erzählstimme von Oliver Kube spiegelt Graeme Simsions Protagonisten Don auf wunderbare Art und sorgt für ein locker-leichtes Hörerlebnis.
Sehr sehr gute 4 Bücher für Don und Rosie.

Die Reihe:
1. Das Rosie-Projekt
2. Der Rosie-Effekt

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