Rezension

Auch nach einem schweren Verlust ist das Leben noch nicht vorbei

Verloren sind wir nur allein - Mila Summers

Verloren sind wir nur allein
von Mila Summers

Bewertet mit 5 Sternen

Noch immer trauert Sky über ihren Vater, der vor über zwei Jahren plötzlich verstorben ist. Sie trägt schwarze Kleidung, hat sich von ihren Freunden und Mitmenschen isoliert und lässt keine Freude in ihrem Leben zu. Deswegen kommt es ihr einem Verrat gleich, als ihre Mutter mit ihr in einen anderen Bundesstaat zu einem anderen Mann zieht. Sie ist sauer und möchte sich weiterhin isolieren, keine Menschen an sich heranlassen und das letzte Highschooljahr schnell hinter sich bringen, um dann wieder in ihre Heimat ziehen zu können - zurück in ihr altes Leben und zum Grab ihres Vaters.
Als der anscheinend immer gut gelaunte Jeff auf der Ranch, wo Sky jetzt wohnt, auftaucht und sich als ihr Mitbewohner vorstellt, ist sie zuerst genervt und möchte nichts mit ihm zu tun haben. Doch schon bald merkt sie, dass ihr das nicht gelingt, sich ihr ganzes Leben ändert und nichts nach ihrem ursprünglichen Plan läuft.

Die Geschichte ist größtenteils aus der Perspektive von Sky geschrieben. Der Leser erfährt so, gestützt durch Tagebucheinträge, auf authentische Weise ihre Trauer und ihren Schmerz. Sie lässt einen an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben, die zumeist authentisch sind und somit verstanden werden und nachempfunden werden können.

Es gibt dezent gesetzte Passagen aus der Sicht von Jeff. Diese sind zu Beginn des Buches eher kurz, bauen aber viel Spannung auf, da Andeutungen gemacht werden, diese aber erst viel später aufgelöst werden. Schnell wird jedoch klar, dass auch Jeff sein eigenes Päckchen trägt und ein dunkles Geheimnis hütet. Der Leser kann im Verlauf immer wieder Vermutungen entwickeln, der wahre Gegenstand dieses Geheimnisses wird jedoch erst später im Verlauf ersichtlich.

Neben diesem Geheimnis gibt es viele weitere und zum Teil unerwartete Wendungen in der Geschichte, die Spannung erzeugen und den Leser mit den Protagonisten mitfühlen lassen. Es werden nicht nur positive Emotionen und zwischenmenschliche Beziehungen vermittelt, sondern auch Rückschläge und Erinnerungen aus der Vergangenheit, die einem beim Lesen Tränen in die Augen treiben.

Der Schreibstil sorgt für die Perspektivenwahl sowie durch den Einsatz von "Alltagssprache" dafür, dass das Buch angenehm zu lesen, fesselnd und ergreifend ist.
Durch detaillierte Beschreibungen des Settings gelingt es dem Leser, sich den Ort des Geschehens sowie die Handlung bildlich vorzustellen und selbst fast ein Teil der Handlung zu sein, sei es nur als außenstehender Beobachter.
Das Schicksal der wichtigsten Charaktere ist sehr ergreifend und kommt zum Teil unerwartet, wenn der Leser nicht damit rechnet. Umso emotionaler ist es, wenn bestimmte Entwicklungen offen dargelegt werden.

Es passiert des Öfteren in diesem Buch, dass man die Charaktere, unter anderem auch Sky, fassungslos ansieht und schütteln möchte, aber dann gibt es Momente, in denen man von dem fast schon erwachsenen Verhalten, vor allem von Jeff und Sky´s Freunden, gerührt ist und tiefen Respekt zeigen würde. Die Figuren sind sehr unterschiedlich in ihrem Charakter und in ihren Wesenszügen. Über einige erhält der Leser detaillierte Informationen, während andere nur im Hintergrund auftauchen und beinahe blass erscheinen. Auf diese könnte jedoch somit in einem möglichen weiteren Band der Fokus gesetzt werden. Dieses Buch bietet somit sehr viel Potential und neue Anknüpfungspunkte.

Typische Stereotypen werden in die Geschichte mit eingepflochten und sind fest in die Handlung integriert, jedoch sind diese nicht weiter störend und dem Leser auch nur an manchen Stellen präsent.

Besonders gelungen ist ebenfalls, dass der Titel in die Geschichte aufgenommen und wortwörtlich von einem der Protagonisten gesagt bzw. gedacht wird. Somit wird diesem eine besondere Bedeutung zuteil.

Das Buch ist sehr zu empfehlen, da es durch den lockeren Schreibstil und die Fähigkeit, von einem Moment zum anderen komplett verschiedene Emotionen beim Leser auszulösen, überzeugen kann. Der Fokus liegt nicht auf besonderen Spannungselementen, sondern auf Emotionen, zwischenmenschlichen Beziehungen und charakterlichen Entwicklungen der jugendlichen Protagonisten.