Rezension

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Auf alles gefasst und doch kalt erwischt

Dancing Jax - Auftakt
von Robin Jarvis

"Ein altertümlich wirkendes und zunächst harmlos erscheinendes Buch taucht in einer englischen Kleinstadt auf und ergreift Besitz von seinen Lesern."...So beginnt der Klappentext von "Dancing Jax - Auftakt", dem ersten Teil einer Trilogie des britischen Autoren Robin Jarvis. Ist dieses Buch wirklich so böse, wie man munkelt oder ist es doch bloß ein harmloses, altes Kinderbuch...?

Das Setting:

Die Geschichte von Dancing Jax beginnt in der modernen Welt, in einem kleinen Dorf an der britischen Küste: Felixstowe. Genauer gesagt: In einem Vorort von Felixstowe, in dem gerade der junge Mann Jezza zusammen mit seinen Bandenkumpels Tommo und Miller sowie seiner Freundin Shiela plant, eine große, alte, verlassene Villa um einige ihrer Einrichtungsgegenstände zu erleichtern und somit etwas Geld zu verdienen. Während Shiela immer wieder betont, wie unheimlich ihr die ganze Aktion - und besonder das Haus - ist, verschwendet Jezza keine Zeit und macht sich mit seinen Kumpels auf, das Haus zu plündern. Dabei treffen sie auf eine spürbar dunkle und bedrohliche Macht...und sie sollen bei ihrer Rückkehr aus dem Haus nie mehr die selben sein. Nachdem Jezza im Keller des Hauses einige Kisten voller Bücher - oder besser gesagt Kisten voll von demselben Buch - findet, verändert sich sein Wesen zunehmend. Unter Protest von Shiela beginnt er, zusammen mit Tommo und Miller, das Buch, das von nun an alle, die es lesen, in seinen Bann schlägt, unter die Leute zu bringen. 

Schauplatzwechsel: 

Martin Baxter, ein Mathelehrer in bestem Alter, lebt zusammen mit seiner Lebensgefährtin und ihrem achtjährigen Sohn Paul in Felixstowe und hat mit seiner schwierigen zehnten Klasse eigentlich genug um die Ohren. Als dieses seltsame Buch dann urplötzlich die gesamte Schüler- wie Lehrerschaft ordentlich umkrempelt, findet er dies höchst merkwürdig. Was ist denn bitte so toll an diesem schrägen Märchenbuch. Er hat es ja schließlich selbst gelesen. Und dann noch diese Spielkarten? Plötzlich sieht er sich mit einer Gefahr konfrontiert, die er selbst nicht wirklich greifen kann. Es bleibt zu sehen, wohin dies alles führt.

Mooncaster:

...ist die Welt innerhalb der Geschichten von "Dancing Jax", dem Buch, das Jezza und seine Freunde aus dem alten Haus geholt und unter die Leute gebracht haben. Hier lebt jeder, der dieses Buch gelesen hat, als ein Charakter der kunterbunten und mittelalterlichen Welt. Die Wahl hat niemand - egal ob Königin oder Dienstbote, niemand kann bestimmen, was er werden möchte, sondern erwacht im Lesen als sein "wahres Ich", das in der uns vertrauten Erdenwelt scheinbar nur einen grauen Traum lebt. In Mooncaster herrscht der Ismus, während alle sehnsüchtig auf die Rückkehr ihres verbannten "Prinzen der Dämmerung" warten.

Zusammenfassend gesagt:

Das Buch "Dancing Jax - Auftakt" bietet einen grandiosen Auftakt zu einer Trilogie, bei der wohl nie etwas wirklich so ist, wie es scheint. Die zunächst unzählig erscheinenden Hauptcharaktere sind vielfältig und nicht alle werden bis in die Tiefe charakterisiert. Das mag dem einen oder anderen Leser oberflächlich erscheinen, aber bei der schieren Menge ist das absolut verzeihlich. Die Charaktere, die für die weiterführenden Handlungen wichtig sind, werden nach und nach herauskristallisiert und dann ist der Rest der anfangs so reichlich vertretenden Schar schnell vergessen.

Neben gewöhnlichen Menschen hat auch das ein oder andere monströse Wesen einen Gastauftritt, dennoch ist das Werk klar der Urban Fantasy zuzuordnen. Neben Passagen aus der "normalen Welt" bringt der Autor auch verschieden lange Ausflüge in die Welt des im Buch beschriebenen Buches ein und zeigt dem Leser auch die wundervolle und zeitgleich magisch-düstere Welt von Mooncaster. Die schiere Vielfalt von Charakteren verleiht dem Buch ein gewisses Maß an Lebhaftigkeit.

Das von Script5 gewählte Cover bietet eine wundervolle Harmonie mit dem Inhalt des Buches und spricht direkt an. Das schwarz-rote Coverbild, welches einen Totenschädel mit Narrenkrone auf einer Spielkarte zeigt, hebt sich klar von dem weiß gehaltenen Hintergrund ab und sticht auch aus den Regalen direkt hervor. 

In meinen Augen ist dieses Buch ein gelungener Auftakt zu einer großartigen Trilogie. Nachdem ich ohne jegliche große Erwartungen in die Welt von "Dancing Jax" eintauchte hat es mich schnell gepackt. Ich konnte es einfach nicht lange weglegen, muss mich dazu aber auch als großer Fan der Urban Fantasy aussprechen. Wer von vornherein Schwierigkeiten mit diesem Genre hat, der sollte es sich besser überlegen es zu lesen, ansonsten könnte dies schnell enttäuschend enden (doch das ist natürlich von der jeweiligen Persönlichkeit des Lesers abhängig). Dieses Buch ist kein reines Jugendbuch, das wird an vielen Stellen sehr deutlich. So sterben Leute, es gibt Szenen von Gewalt (psychischer und physischer Natur), etc. Von daher würde ich persönlich das Buch ab einem Alter von 14 Jahren empfehlen (natürlich ist das eine subjektive Eingrenzung meinerseits). Ich habe mich bereits freudig auf den zweiten Band gestürzt und blicke voller Vorfreude ins Regal zum finalen Band.