Rezension

Auf dem Brocken ist der Teufel los

Der Teufel vom Brocken -

Der Teufel vom Brocken
von Eva-Maria Silber

Bewertet mit 5 Sternen

Am 1. Advent 1989 brechen 9 Mitglieder und ein Lehrbeauftragter der Wander-AG der Hochschule Clausthal-Zellerfeld zu einer Wanderung zum Brocken auf. Als sie nach 14 Tagen noch immer nicht zurück sind, schlägt der Präsident der Technischen Universität Clausthal, Prof. Axel Kübler, Alarm. Anschließend machen sich 20 Studenten und Prof. Norbert Berger der Uni von Westdeutschland aus auf die Suche nach den vermissten Kommilitonen. Von Seiten der DDR kommen ihnen Studenten aus Halle-Wittenberg entgegen. Die finden das Zelt, von innen zerschnitten, obwohl der Reißverschluss einwandfrei funktioniert; die Schlafsäcke leer, Schuhe, Pullover, Anoraks und Mützen – alles noch da. Was ist hier passiert? Tomas Düvel, einer der fähigsten Kriminalisten der DDR, soll diesen Fall zusammen mit den westdeutschen Kollegen Cassandra von Lucadou und Desidenius Maus, beides Verbindungsbeamte des BKA, lösen. Des weiteren ein politischer Beamter, Max Rabenfels, der sich mit „political correktness“ auskennt. Bringt hier Sven Freytag, der einzige Überlebende der Truppe, ein wenig Klarheit in das Dunkel und den Nebel?

 

Wow, was für eine Geschichte. Eine Geschichte über die erst Zeit nach Öffnung der Grenze zu der ehemaligen DDR. Eine Geschichte, bei der ich so viel für mich Neues erfahre. Ich finde es so klasse, wie Eva-Maria Silber die geschichtlichen Fakten und die vielen kleinen wissenswerten Details in dem Fall über die verschwundenen Studenten unterbringt. So macht mir sogar „Geschichtsunterricht“ Spaß.

Die Autorin nimmt mich nicht nur mit in den Harz, sondern mit ihrer eingängigen Schreib- und Erzählweise auch sofort mitten hinauf auf den Brocken. So erfahre ich, wie es den jungen Leuten dort oben ergangen ist. Was geschehen ist? Auf diese Auflösung muss ich noch sehr lange warten.

Mit Cassandra von Lucadou lerne ich eine Frau kennen, die knallhart in ihrem Handeln und Denken ist. Die aber auch eine sehr verletzliche Seite hat. Desidenius Maus, muskelbepackt und dem eigenen Geschlecht zugetan, steht ihr bei den Ermittlungen zur Seite. Oberleutnant der Kripo der DDR Tomas Düvel ist ein Mann, den ich vom ersten Kennenlernen an mochte. Und das hat sich auch bis zum Schluss nicht geändert.

Aber es geht nicht nur um den Fall und um die Ermittlungen, die sich sehr schwierig gestalten. Auch private Probleme werden angesprochen, was die Ermittler auf beiden Seiten noch nahbarer macht. Mit der Zeit finde ich sogar Cassandra von Lucadou, die ich zuerst nicht mochte, sympathisch und beneide sie nicht um eine Entscheidung, die sie treffen muss.

Einen Mann gibt es noch, über den ich mich beim Lesen richtig aufgeregt habe. Wer das ist, werdet ihr beim Lesen selbst schnell heraus bekommen.

 

Ein Buch für alle, die Lust haben, sich zurückversetzen zu lassen, in die Zeit kurz nachdem die deutsch-deutsche Grenze gefallen ist. Für alle, die einen sehr interessanten und spannenden Kriminalfall lösen wollen. Und für alle, die sich einfach richtig gut unterhalten lassen wollen.