Rezension

Auf dem Kiez musst du abgehärtet sein.

Elbschlosskeller - Daniel Schmidt

Elbschlosskeller
von Daniel Schmidt

Bewertet mit 4 Sternen

Der Elbschlosskeller ist eine der Kiez-Kneipen (Lage: Hamburger Berg) auf St. Pauli - angeblich die härteste Kneipe dort. Geöffnet ist er täglich 24 Stunden – und so zieht er die unterschiedlichsten Menschen an. Dennoch ist es eine der härtesten Kneipen Hamburgs – man bekommt viel Elend bzw. Leid mit – ebenso aber auch unbändige Freude.

Vom Elbschlosskeller in Hamburg habe ich ehrlicherweise erst vor einiger Zeit bewusst etwas gehört, bislang war er mir nicht so bekannt wie beispielsweise andere Kneipen bzw. Lokalitäten rund um die Reeperbahn. Beim letzten Hamburg-Besuch hab ich mir dann selbst mal ein Bild davon machen können, bislang hatte es mich noch nicht großartig in den „Hamburger Berg“ verschlagen, selbst bei einem Rundgang war ich dort wohl wenn nur kurz gewesen. Kürzlich hab ich mir dann noch eine Reportage drüber angesehen – und so bekam ich schon vor dem Buch einen ersten Eindruck vom Elbschlosskeller und vom Inhaber – und Autoren des Buches, Daniel Schmidt.

Der Schreibstil des Autors hat mir gut gefallen, es ist gut verständlich geschrieben, liest sich angenehm und gut. Inhaltlich ist natürlich nicht alles so leicht zu nehmen und es gibt durchaus mal heftige Situationen, was aber auch einfach dem „Milieu“ (?) geschuldet ist – auf dem Kiez ist halt nichts mit Ringelpietz-mit-Anfassen, sondern da gibt’s klare Worte – und wenn’s nicht hilft, dann auch klare Taten. Vom Text her war für mich alles gut zu lesen, keine Fremdwörter, Fachbegriffe, außer denen, die für den Kiez halt so typisch sind. (Lude, etc. -> kannte ich aber schon aus „Große Freiheit“ von Rocko Schamoni)

Im Buch erzählt Daniel Schmidt über sein Leben mit und im Elbschlosskeller, den schon seine Eltern als Pächter hatten, als er gerade einmal geboren wurde (1984). Die Geschichten werden nicht unbedingt chronologisch erzählt, sondern manchmal ist es auch innerhalb von einzelnen Kapiteln ein bisschen durcheinander, weil da Erinnerungen an vergangene Erlebnisse geschildert werden. Das finde ich aber nicht so schlimm, denn es muss ja nicht alles exakt nach Zeitverlauf geschrieben sein. Man erfährt einiges über Daniel Schmidt und seine Familie, auch wie diese auseinandergebrochen ist. Ebenso erfährt man aber immer wieder etwas über Stammgäste des Elbschlosskellers, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Hier gibt es schon heftige Schicksale, die durch die Fotografien (von CP Krenkler), die man in der Mitte des Buches findet, noch abgebildet sind.

Auch von Daniel Schmidt selbst erfährt man viele Dinge, die ihm so widerfahren sind bzw. die er in seinem Leben schon geschafft hat. Teilweise war mir das ein bißchen zuviel, denn für mich war die Erwartung, dass es im Buch vorrangig um den Elbschlosskeller geht. Was er immer wieder selbst erwähnt, ich anhand der gesehenen Reportage und nach dem Lesen des Buches auch absolut so unterschreiben würde: er ist ein direkter, emotionaler Mensch, der durchaus extrem ist, in den Dingen, die er macht. (Sport beispielsweise). Auch da ist er sich im Buch treu geblieben, gibt kein falsches Bild von sich ab, wenngleich manche Schilderungen mir teilweise ein bisschen unglaubwürdig vorkamen (Das mag vielleicht so passiert sein, Sex, Drogen, etc., aber für mich ist es dann nicht vorstellbar.)

Alles in allem war es ein ziemlich interessantes Buch für mich. Die Plätze rund um die Reeperbahn finde ich selbst unheimlich spannend, anziehend und auch immer wieder auf gewisse Weise erschreckend. Hier war es einfach spannend mal einen Blick in den Elbschlosskeller hineinwerfen zu können. Mehr über die Menschen dort zu erfahren. Das Buch ist wirklich „randvoll“ geschrieben, was definitiv so ist – andere Bücher lassen einen breiten, freien Rand um die jeweiligen Seiten – hier wurde der Platz quasi richtig genutzt. (Finde ich gut!).

Von mir gibt es 4 von 5 Sternen und eine Empfehlung für sehr lesenswerte Einblicke in den Elbschlosskeller.