Rezension

Auf den Punkt erzählt

Land in Sicht - Ilona Hartmann

Land in Sicht
von Ilona Hartmann

Bewertet mit 4 Sternen

Jana ist Mitte Zwanzig und bei der Suche nach ihrem Vater, den sie bisher nicht kennt, fündig geworden. Er ist Kapitän auf einem Kreuzfahrtschiff auf der Donau. Auf diesem Schiff, dessen Gäste sich im Alter sechzig plus befinden, bucht sie kurzerhand eine Reise. Sechs Tage hat sie Zeit ihren Vater Milan kennenzulernen und herauszufinden, was für ein Mensch er ist. Doch als sie ihre Reise antritt, ist sie nicht mehr sicher, ob es eine gute Idee war.

Meinung

Jana ist eine unstete und unsichere Person, die aller Wahrscheinlichkeit nach Bindungsprobleme hat, was sich nicht nur auf Liebes-, sondern auf alle Beziehungen in ihrem Leben auswirkt. Ihren Vater kennt sie nicht, doch die Väter ihrer Freundinnen hat sie genau beobachtet. Sensibel schildert die Autorin Janas kindliche Sicht auf Väter und die Vorstellung, die sie sich von ihrem eigenen macht. Janas Beziehung zu ihrer Mutter könnte man als distanziert beschreiben. Ab und an klingt durch, Jana gibt ihrer Mutter die Schuld am den fehlenden Vater, allerdings ist es nur mein Gefühl, wirklich präzise gesagt wird es nicht.

Bisher hat Jana sich planlos durch ihr Leben treiben lassen. Nun da sie herausgefunden hat, wer ihr Vater ist, hat sie die Hoffnung etwas über sich zu erfahren. In dieser Hoffnung schwingt auch der Wunsch mit, dass, wenn sie ihre Wurzeln gefunden hat, auch selbst welche schlagen kann. Und das wünscht man ihr als Leser:in aus tiefsten Herzen.

Obwohl Jana im Vorfeld genau überlegte, wie sie als weitaus Jüngste auf dem Schiff weniger auffällt, geht dieser Plan nicht auf und beschert dem Roman manche Situationskomik. Die Szenen sind urkomisch und tragen dennoch eine gewisse Tragik in sich. Der präzise Erzählstil lässt Unnötiges aus, zeugt jedoch von einer wunderbaren Beobachtungsgabe. Das vorsichtige Herantasten an den Vater ist schnörkellos und voller nüchterner Emotion erzählt. Wir nehmen teil an Janas Zweifeln, ihrer Unsicherheit, die mit dem Wunsch endlich ihren Vater kennenzulernen kämpfen. Jedes Kapitel beschreibt einen Tag auf dem Fluss.

Mich hat der Debütroman von Ilona Hartmann hervorragend unterhalten. Ich habe gelacht, ich habe mitgefühlt.

 

Fazit

Ein gelungener Debütroman. Witzig, tiefgründig und ehrlich.