Auf den Spuren der Kindheit
Bewertet mit 5 Sternen
Der 7jährige Tino wird vorübergehend von seinem Großvater Alberto, seinem „Apu“, aufgenommen, als sein Vater nach einem Unglück im Krankenhaus liegt. Voller Sorge um seinen Vater spricht Tino mit Apu über dessen Vater und erfährt, dass dieser während des spanischen Bürgerkriegs gestorben ist und Apu selbst nicht einmal weiß, wann er geboren ist, weil er in den Kriegswirren als Kind sein Gedächtnis verloren hat. Tino ist der Ansicht, jeder solle einen Geburtstag haben. Auf sein Drängen und zwecks Ablenkung von seinem Kummer begeben sich beide auf eine Reise quer durch Spanien, um Spuren von Apus Vergangenheit zu suchen. Auf jeder ihrer Stationen erfährt Alberto neue Details über sein Leben, die in ihm Erinnerungen wachrufen. Wird er am Ende wissen, wann sein Geburtstag ist?
Der Roman besticht durch seine Erzähltechnik. Alles spielt auf zwei zeitlichen Ebenen. In der Gegenwart erleben wir die Reise von Großvater und Enkel, auf der nach Art eines Puzzles die Stationen von Albertos Kindheit zusammengetragen werden. Bei dieser Gelegenheit ist ihr vertrautes und liebevolles Opa-Enkel-Verhältnis immer wieder zu spüren. Eingeschoben werden regelmäßig Rückblenden auf die Vergangenheit, beginnend im März 1937 und rückwärtsschreitend bis April 1931. Diese Passagen werden jeweils aus der Perspektive einer Person erzählt, die eine besondere Rolle in Albertos Leben gespielt hat (z.B. die Köchin aus dem Waisenhaus, der Arbeitgeber seines Vaters u.v.a.m.). So bleibt es für den Leser bis zum Ende spannend, wenn alle Bruchstücke zusammengefügt sind. Besonders die die Vergangenheit betreffenden Abschnitte geben viele wertvolle geschichtliche Informationen über den spanischen Bürgerkrieg, eine Epoche, die deutschen Lesern wenig bekannt sein dürfte. Ist es anfangs noch verwirrend, von Nationalisten, Republikanern, Rojos, Faschisten und der Rolle der Kirche zu lesen, wird das mit fortschreitender Lektüre einfacher. Es gibt Anreiz, sich mit der spanischen Geschichte zu befassen.
Das Buch kann ich unbedingt empfehlen.