Rezension

Auf den Spuren meiner Großmutter. Die unvollkommene Wirklichkeit ist viel mehr wert als ein perfekter Traum.

Die Sommer meines Lebens - Fiona Valpy

Die Sommer meines Lebens
von Fiona Valpy

Auf den Spuren meiner Großmutter.

Die unvollkommene Wirklichkeit ist viel mehr wert als ein perfekter Traum.

„In jenem Sommer verliebte ich mich in das Leben selbst, in die Möglichkeiten und die Hoffnung, die das Leben in sich birgt. Auf einmal ahnte ich, was das Leben sein könnte.“

Kendra ist Lehrerin und Mutter eines autistischen Sohnes, zwischen ihrem arbeitssuchenden Mann Dan und ihr scheint sich eine Ehekrise anzubahnen. Bei einem Besuch im Pflegeheim richtet ihre Großmutter Ella eine große Bitte an ihre Enkelin: sie ersucht Kendra, anhand von Tonbandaufnahmen, alten Briefen und Fotos ihre Lebenserinnerungen aufzuschreiben. Kendra stimmt zu, und taucht auf den Spuren ihrer Großmutter ganz tief in die Vergangenheit ein, in der die jungen Schottin Eleanor „Ella“ Lennox im Jahre 1937 die lange Reise von Edinburgh nach Frankreich antritt. Auf der Ile de Ré erlebt sie atemlos vor Glück einen magischen Sommer erlebt. Ella schließt innige Freundschaften und begegnet ihrer ersten großen Liebe Christophe Martet. Doch die Konflikte in Europa führen zu einer wachsenden Beunruhigung im Land. Ella gibt Christophes Drängen nach und kehrt nach dem Ausbruch des Weltkrieges zu ihrer eigenen Sicherheit zurück in ihre Heimat Schottland. Die beiden Liebenden träumen trotz aller Widrigkeiten von einer glücklichen gemeinsamen Zukunft, doch das Leben hat andere Pläne ...

Fiona Valpy erzählt im vorliegenden Roman die bittersüße Geschichte einer großen Liebe vor dem dramatischen Hintergrund des Weltkrieges. Gekonnt verwob sie historische Fakten mit einer zutiefst emotionalen Geschichte über Freundschaft, Liebe und Abenteuer. Ihre Handlung findet in zwei Zeitebenen statt. Während Kendra in Edinburgh im Jahre 2014 die letzte Bitte ihrer Großmutter erfüllt, taucht sie anhand des ihr zur Verfügung gestellten Materials tief in die Vergangenheit ein und kehrt an Ellas Seite gedanklich mit ihr zurück nach Frankreich, wo im Jahre 1938 Ella und Christophe zum ersten Mal aufeinandertrafen.

Die Autorin setzt den in kursiver Schrift abgedruckten Briefwechsel zwischen den Geschwistern Martet und Ella Lennox als stilistisches Mittel ein, um ihre ohnehin bereits wundervoll charakterisierten Figuren noch lebendiger und tiefgründiger erscheinen zu lassen. Fiona Valpys Schreibstil hat mir ausgezeichnet gefallen, ihre Ausführungen besitzen unglaubliche Sogwirkung und bringen die Gefühlswelt ihrer handelnden Figuren exzellent zum Ausdruck. Die Idee, anhand der Erinnerungen von Vorfahren, sei es in mündlicher, oder schriftlicher Form, in deren Vergangenheit einzutauchen und sie auf diese Weise dem Leser nahezubringen, ist nicht neu. Fiona Valpys hervorragende und tief beeindruckende Umsetzung hat mir jedoch ein überwältigendes Lesehighlight verschafft, das mein heuriges Lesejahres mit einer richtigen kleinen Kostbarkeit beschließt.

Ich gehe bewusst nicht detaillierter auf den Inhalt dieses wundervollen Buches ein, um etwaige Spoiler zu vermeiden und den Lesegenuss interessierter Leser nicht zu schmälern. Ich möchte jedoch anmerken, dass es sich hierbei um eine zutiefst berührende, wunderschöne, aber auch zu Tränen rührende Geschichte handelt, die mir ausgezeichnet gefallen hat. „Die Sommer meines Lebens“ punktet nicht nur durch einen tiefgründigen und atemberaubenden Inhalt, sondern weist darüber hinaus auch eine hochwertige Aufmachung, ein bemerkenswertes Cover mit einer originellen Cover-Innenseite, sowie eine äußerst lesefreundliche Schriftgröße auf.

Ich kann dieses Buch Lesern ans Herz legen, die sich gerne in eine gefühlvolle und bittersüße Liebesgeschichte mit dem Krieg als historischen Hintergrund vertiefen möchten.

„Vergiss nie, die Schönheit in deinem Leben zu suchen, selbst in den schweren Zeiten.“

„Du bist gekommen, um mich zu suchen. Ich war verloren, und du hast mich gefunden.“