Rezension

Auf der Suche nach dem Hellen in der wilden Natur Canadas...

Das Glück an meinen Fingerspitzen - Julie Leuze

Das Glück an meinen Fingerspitzen
von Julie Leuze

Bewertet mit 4 Sternen

In der unberührten Wildnis von Kanada lauern Gefahren, aber genauso vielleicht die Antwort und den Mut endlich über sich siegen zu können und das Helle zu finden...

Das Glück an meinen Fingerspitzen ist ein Jugendroman aus der Feder von Julie Leuze und im Ravensburger-Verlag erschienen. Ich bin schon sehr oft über dieses Buch gestolpert und doch konnte es bisher nicht ganz für sich überzeugen. Bis ich mich dann doch entschlossen habe einen Blick reinzuwerfen...
Das Cover finde ich wirklich total schön, wie ich es vom Ravensburger gewohnt bin, denn sie können immer mit tollen, auffälligen, aber nicht zu blendenden und ablenkenden Covern überzeugen. Auch hier ist der Hintergrund schlicht weiß gehalten, während die Silhouetten des Paares wie ein Farbfleck umso mehr hervorstechen und man die Landschaft eines dichten Waldes und den Vögeln erkennen kann. Gefällt mir total gut, auch weil kein Gesicht zu sehen ist! :)

"Doch um etwas zu ändern, müsste ich sie anschauen, die Scherben in mir. 
Ich müsste versuchen sie zu kitten.
Scherben, die Millionen von Füßen zu Milliarden von scharfen Splittern zerstrampelt haben." (S. 113)

In ihrem Inneren weiß Jana, dass sie ihr früheres Ich vermisst. Die fröhliche und optimistische Jana. Doch seit dem Vorfall im Frühjahr hat Jana das Gefühl sich für immer verloren zu haben. Sie möchte absolut keinen Kontakt mehr zu Menschen haben, die ihr so wehgetan haben. Daher klingt das Angebot mit ihrem Onkel Richard auf eine unbewohnte Insel in der Nähe Kanadas zu reisen und dort für eine Weile zu bleiben wie das reine Paradies für Jana an. Keine Menschen, wunderschöne, unberührte, kanadische Natur mit all ihrer Flora und Fauna.
Aber dann verschwindet ihr Onkel eines Tages spurlos und Jana ist alleine in der gefährlichen Wildnis. Und dann steht plötzlich vor ihrer Blockhütte ein verletzter, junger Mann: Luke. Und wenn die beiden überleben wollen, müssen sie sich zusammentun und einen Weg aus der Wildnis finden. Dabei kommen sie sich unweigerlich näher, ohne zu wissen, dass sie beide eigentlich vor etwas weglaufen...

Der Schreibstil von Julie hat mir wirklich außerordentlich gut gefallen. Ich mochte ihre bildhaften Beschreibungen der unberührten Natur Kanadas total und als großer Tierliebhaber sowieso. Es ist eine etwas andere Umgebung, die man nicht alltäglich hat. Jedoch kann die Autorin genauso mit Tiefgründigkeit und Emotionalität bedienen und ich habe unglaublich viele Lieblingszitate gefunden, die das Herz berühren.

"Doch erst jetzt, wo es mir wirklich entgleitet, begreife ich in Hitze und Schüttelfrost, Nebel und Schmerz, Liebe und Angst, wie unendlich wertvoll das Leben ist." (S. 259)
- Zitate aus Das Glück an meinen Fingerspitzen

Die Hauptprotagonisten sind Jana und Luke, deren beider Sichten man verfolgen darf. Man lernt Jana und Luke kennen, die anfangs ziemlich unterschiedlich zu sein scheinen. Sie, das unglaublich hübsche und auffallige, aber umso unscheinbare und vermeintlich verrückte Mädchen. Und er, der risikoliebende Kanadier, der die Natur ständig herausfordert. Aber beide haben eine tiefe Wunde, vor der sie wegzulaufen versuchen und man konnte einfach nicht als sie zu mögen. Ein bisschen warm werden musste ich zwar schon, aber ich kann nach Ende definitiv sagen, dass der Autorin zwei wundervolle, menschliche Protagonisten gelungen sind!

Der Einstieg in das Buch war für mich leider kein so schöner, ich kam irgendwie nicht rein und es passierte zunächst auch nicht viel. Ebenso musste ich mich etwas in Luke und Jana reinfinden. Aber nachdem alles langsam ins Rollen kam und die Reise begann, wurde es spannend und ich habe es super gerne gelesen. Das Tempo danach gefiel mir richtig gut, sowohl von der Handlung, als auch von den Beziehungen. Auch das ungewöhnliche Setting fand ich super und die Tiefe hinter der Geschichte ebenso, denn es ist mal anders als normal im Genre. Trotzdem hat mir wohl noch der letzte Funke gefehlt, der die Geschichte zu etwas ganz Besonderem gemacht hätte, weshalb ich nicht volle Punktzahl geben kann. Ich vergebe aber mit Freuden 4****!