Rezension

Auf der Suche nach dem Sinn im Leben

Die Insel der Freundschaft - Durian Sukegawa

Die Insel der Freundschaft
von Durian Sukegawa

~~Inhalt
Drei Hilfsarbeiter verschlägt es auf die japanische Insel Aburi. Ryosuke will seinem Leben nach einem gescheiterten Selbstmordversuch einen Sinn geben. Der ewige Rumtreiber Tachikawa hat es noch bei keinem Job länger ausgehalten. Und dann gibt es noch Kaoru, die durch ihr Äußeres versucht psychische Verletzungen zu überspielen. Doch die Inselbewohner sind alles andere als begeistert von den Neuankömmlingen und geben diesen schnell zu verstehen, dass sie nicht willkommen sind. Nach den Bauarbeiten, für die die drei eingesetzt werden, sollen sie möglichst sofort wieder die Insel verlassen. Doch Ryosuke hat sich ein Ziel für seinen Aufenthalt gesteckt und möchte auf keinen Fall wie sein Vater versagen.

Meine Meinung
Nachdem mich im letzten Jahr "Kirschblüten und rote Bohnen" begeistern konnte, kam ich nicht umhin auch "Die Insel der Freundschaft" lesen zu wollen. Was Durian Sukegawa mit seinem Vorgänger geschafft hat, blieb bei seinem neuen Roman leider aus. "Die Insel der Freundschaft" ist zwar eine gut erzählte Geschichte, aber sie hat mich bei weitem nicht so berührt wie es "Kirschblüten und rote Bohnen" getan hat.

Zunächst einmal wunder ich mich über die Vergabe des Titels "Die Insel der Freundschaft". Ich finde diesen ein wenig irreführend, da man auf der Insel kaum Freundschaftliches erkennen konnte. Ganz im Gegenteil werden Ryosuke und seine zwei Weggefährten feindselig empfangen und müssen sich auch im Verlauf der Handlung immer wieder gegen Hassbekundungen zur Wehr setzen.

Ryosuke ist eine interessante Figur, die nicht nur auf der Suche nach einer bestimmten Person auf der Insel ist, sondern auch eine klare Mission hat. Nach einem gescheiterten Selbstmordversuch hegt er neuen Lebensmut und möchte das schaffen, was seinen Vater vor Jahren in den Freitod trieb.

Der Erzählstil ist gut, aber zum Teil plätscherte die Handlung ein wenig vor sich hin. Über weite Strecken beschäftigt sich diese mit der Herstellung von Ziegenkäse – für mich fast der schönste Teil der Geschichte. Auch die Schilderung, des über die Insel ziehenden Taifuns ist realistisch beschrieben und bringt zum Ende hin ein wenig Dramatik die Handlung. 

Dennoch bin ich ein wenig enttäuscht zurück geblieben, da das Ende zu offen gehalten ist und vieles im Unklaren bleibt. Ryosuke sucht nach Antworten und bricht die Suche in dem Moment ab, in dem die ihm – und auch mir als Leser – auf der Seele brennenden Fragen hätten beantwortet werden können. Ein unbefriedigendes Ende, wenngleich mir meine Phantasie sagt, dass das Abklingen des Taifuns symbolisch für einen Neuanfang für Ryosuke stehen könnte. Wie dieser Neuanfang aussehen könnte – wer weiß das schon so genau?

Fazit
"Die Insel der Freundschaft" konnte mich leider nicht so begeistern, wie es "Kirschblüten und rote Bohnen" geschafft hat. Der Grundton ist melancholisch und getragen – eine Geschichte, bei der ich als Leser mit vielen Fragen zurückbleibe. 3 Sterne