Rezension

Auf der Suche nach einem Neuanfang

Wild Hearts - Kein Blick zurück - T. M. Frazier

Wild Hearts - Kein Blick zurück
von T. M. Frazier

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der erste Teil der Geschichte von Sawyer und Finn wird abwechselnd aus beiden Perspektiven erzählt. Der Schreibstil ist sehr angenehm und das Cover ist nicht nur schön, sondern hat auch einen Bezug zum Inhalt, welcher sich im Laufe der Geschichte offenbart.

Sawyer hatte eine trostlose, von Misshandlung und Demütigung geprägte Kindheit. An ihrem 18. Geburtstag flieht sie und nutzt ein vererbtes Stück Land in der kleinen Gemeinde Outskirts, um ihrer Vergangenheit zu entkommen und neu anzufangen. Das Buch beginnt mit einem Einblick in ihren bisherigen Alltag, sodass man mit Sawyer sofort mitfühlen und mitfiebern kann. Sie ist eine sehr starke Persönlichkeit und hoch motiviert alles nachzuholen, was sie bisher verpasst hat. Dennoch haben ihre Kindheitserlebnisse Spuren bei ihr hinterlassen. Ich mag Sawyer sehr und wurde während des Lesens mehrmals positiv von ihr überrascht.

Finn hat sich seit einem schlimmen Verlust von allen Menschen, die ihm einst nahe standen, zurückgezogen. Dass er plötzlich eine attraktive, sturköpfige Nachbarin hat, passt ihm überhaupt nicht. Bei Finn hatte ich lange Zeit Probleme damit, sein Verhalten nachzuvollziehen und hinter seine Fassade zu blicken. Zum Einen, weil man zu Finns Dämonen - im Gegensatz zu Sawyers - erst am Ende des Buches mehr erfährt; zum Anderen, weil seine extrem arrogante Art mich gestört hat, auch wenn diese nur sein Schutzmechanismus war. Mit der Zeit wurde ich einigermaßen mit ihm warm, vor allem weil man merkt, dass er sich durch den Kontakt mit Sawyer verändert.

Mir hat die Idee hinter Sawyers Geschichte sehr gefallen und ich fand das Buch sehr spannend geschrieben. Auch die Beschreibung der Landschaft, der Personen und der Atmosphäre in der Gemeinde fand ich sehr gelungen. Man kann in die Geschichte eintauchen und vollkommen abschalten.

Leider habe ich aber auch einige negative Kritikpunkte. Ich hatte den Eindruck, dass die Gefühle zwischen Sawyer und Finn keine Zeit hatten, sich zu entwickeln und stattdessen plötzlich einfach da waren. Es gab kaum gemeinsame Gespräche, um sich kennen zu lernen, stattdessen waren beide hauptsächlich auf ihre körperliche Anziehung fixiert. Und insbesondere im Hinblick auf Sawyers Vergangenheit hat es für mich überhaupt nicht gepasst, dass sie so schnell so viel (körperliche) Nähe zulässt.

Des Weiteren waren mir die Personen teilweise ein wenig zu stereotyp und ihr Verhalten zu klischeehaft. Auch wurden mir einige Schwierigkeiten viel zu leicht aufgelöst, was die Geschichte an einigen Stellen unglaubwürdig erscheinen ließ. Und das Ende des ersten Teils war nicht nur ein gemeiner Cliffhanger, sondern wirkte ebenfalls ein bisschen zu sehr an den Haaren herbeigezogen - das wird sich aber endgültig erst nach dem zweiten Teil beurteilen lassen.

Fazit:
Eine schöne Liebesgeschichte mit einem interessanten Thema, von der ich mir allerdings ein paar weniger erotische Szenen und dafür mehr "Kennlern-Charme" erhofft habe. Auch erschienen mir die Entwicklungen an manchen Stellen zu unglaubwürdig. Ich freue mich trotzdem auf den zweiten Teil und vergebe gute 3,5 Sterne.