Rezension

Auf der Suche nach einem Weg aus dem Labyrinth

Jeder von uns ist ein Rätsel
von A. J. Steiger

Bewertet mit 5 Sternen

Alvie ist 17 Jahre alt, allein lebend und mit einem Job im Tierpark. Sie würde gern rechtlich für volljährig erklärt werden, damit sie nie wieder Angst haben müsste zu einer Pflegefamilie zurück zu kehren oder gar in ein Heim. Ihr Sozialarbeiter unterstützt sie in diesem Vorhaben, rät ihr aber auch Freunde zu finden, soziale Kontakte zu knüpfen. Doch erstens weiß Alvie gar nicht wozu das gut sein sollte und zweitens hatte sie noch nie Freunde - wie lernt man die überhaupt kennen? Da fällt ihr ein Junge auf, der im selben Park wie sie rumhängt.

Das Buch erzählt Alvies Geschichte aus der Ich-Perspektive, und der Leser lernt sie ziemlich gut kennen - und in meinem Fall auch lieben. Doch auch über Stanley erfahren wir im Verlauf des Buches immer mehr. Auch sein Leben war bisher kein Zuckerschlecken, auch er lebt allein, auch er hat Narben - in seinem Fall nicht nur im übertragenen Sinne. Jeder von ihnen ist sich selbst und vor allem der Umwelt ein Rätsel, aber zusammen funktionieren sie erstaunlich gut. Meistens jedenfalls.

In der Kurzbeschreibung steht, dass ihr gemeinsamer Weg 'zum Teil sehr komisch' ist. Finde ich überhaupt nicht, da ist so gar nichts Humorvolles in dem Roman, noch nicht mal unfreiwillig lustig wie es beim "Rosie Projekt" oft war. Aber das machte das Buch in meinen Augen nicht weniger gut (auch wenn ich solche kleinen witzigen Momente durchaus schätze). Ich fand es bewegend, erschreckend, berührend, aber vor allem unheimlich spannend zu lesen, wie Alvie ihr Leben meistert.

Das Cover finde ich eher unscheinbar, und ich bin wirklich froh dass ich dennoch neugierig genug war um die Kurzbeschreibung zu lesen - und mich daraufhin dann auch für das Buch entschieden habe. Im Nachhinein kann ich die Illustration auf dem Cover auch verstehen, das Original gefällt mir dennoch etwas besser - auch wenn das sicher ein bißchen andere Erwartungen an den Inhalt weckt.