Rezension

Auf der Suche nach Glück: Ein magisches Fantasymärchen

Das wandelnde Schloss - Diana Wynne Jones

Das wandelnde Schloss
von Diana Wynne Jones

Bewertet mit 5 Sternen

Der Roman ist die Vorlage zum bekannten Anime-Film "Das wandelnde Schloss" aus dem Studio Ghibli. Den Film habe ich nicht gesehen, weshalb ich mich nur auf den Roman beziehe. Das Buch ist der erste Teil der sog. "Howl-Saga". Die Handlung ist aber in sich abgeschlossen, sodass man die zwei Folgebände nicht zwangsläufig lesen muss.

Sophie Hatter, eine junge Frau und Protagonistin der Geschichte, ist die Erstgeborene in ihrer Familie. Eigentlich kein Problem, doch in ihrem Ingari, ihrem Heimatland, ist dies ein großer Unglückfall: Der oder die Erstgeborene, so sagt man, scheitert am dramatischten bei der Suche nach dem eigenen Glück. Damit dies nicht passiert, soll Sophie - anders als ihre Schwestern - auch den Hutladen des Vaters, der kürzlich verstorben ist, mit ihrer Stiefmutter weiterführen.Dort sollte ihr ja eigentlich nicht schlimmes zustoßen. Doch mit einem Schlag ändert sich das Leben Sophies: Eine mysteriöse Frau kommt in den Laden und verwandelt sie in eine gebrechliche Greisin. Nun, im Körper einer alten Frau, sucht sie doch noch ihr Glück. Dabei sucht sie das wandelnde Schloss des Zauberers Howl auf, der, wie man sagt, Herzen junger Mädchen esse und deren Seelen aussauge. Sophie, im Körper einer alten Frau, sollte da ja eigentlich nichts passieren...

Persönliche Meinung: "Das wandelnde Schloss" ist ein Fantasyklassiker, der sich aus der Masse an Fantasyliteratur heraushebt. Die Charaktere sind liebevoll gezeichnet; ihre Dialoge sind durchweg amüsant. So viele teilweise ulkige, teilweise naive Figuren, die ihre Eigenheiten und merkwürdigen Marotten habe, sieht man selten auf einem Haufen. Die Handlung strotzt nur so vor Märchenmotiviken (Stiefmutter, Zauberer, Pech, Verwechslungen), ohne allerdings eine bloße Abkupferung bekannter Muster zu sein. Mit den Motiven wird gespielt, sodass eine völlig individuelle Geschichte entsteht. Bis auf einzelne Längen auf den ersten hundert Seiten (durch die man sich aber auch leicht "durchkämpfen" kann), ist das Buch durchweg spannend. Immer wieder treten neue Charaktere auf, die rätselhaft sind. Weiterhin treten auch immer wieder neue Wendungen auf, die zudem überraschend sind, sodass man das Gelesene aus einem neuen Blickwinkel betrachtet. Das Ende ist stimmig und verknüpft alle Handlungsstränge miteinander. Erst im Nachhinein zeigt sich auch, wie komplex die Handlung eigentlich ist. Der Roman hat etwas Besonderes, Einmaliges, fast Magisches und ich kann ihn wirklich jedem empfehlen, die gerne Fantasy lesen. Aber wahrscheinlich werden auch LeserInnen anderen Genres dem Charme des Buches erliegen, wenn sie einen Blick riskieren.