Rezension

Auf des Spuren Capotes

Truboy -

Truboy
von Anuschka Roshani

Bewertet mit 4 Sternen

Zum 100. Geburtstag von Truman Capote erschien dieses Buch von Anuschka Roshani, in dem sie sich auf Spurensuche nach dem verschollenen Romanmanuskript seines Gesellschaftsromans "Erhörte Gebete" begibt. Von dem Buch erschienen einige Kapitel in einer Zeitschrift, eines davon erregte großes Aufsehen in der New Yorker Society und führte zum Bruch Capotes mit einigen reichen Familien wie den Vanderbilts. Es ist aber nie geklärt worden, ob er das Buch überhaupt vollendet hat.

Roshani trifft ehemalige Freunde Capotes, seine Ziehtochter und andere Menschen, diee ihm nahestanden. Dabei erweckt sie Capote, der schon mit 59 Jahren an Alkohol und Tabletten starb, wieder zum Leben. Man erfährt viel über seine schwierige Kindheit, seine ersten Schreibversuche, seine niemals versteckte Homosexualität, seine Freude am großen Auftritt und seine Treue zu seinen Freunden, die er niemals im Stich ließ. Trotz allem hatte ich den Eindruck, dass er für die New Yorker Haute Volée eher so etwas wie ein Hofnarr war, dessen Späßen sie gern beiwohnten, den sie aber nicht ganz für voll nahmen.

Leider ist die Suche nach dem verschwundenen Manuskript erfolglos, aber man kommt Capote sehr nahe und erhält einen ganz neuen Zugang zu seinen Werken. Sie sind noch immer so frisch wie vor fünfzig oder sechzig Jahren und immer wieder lesenswert, auch weil sie ein Spiegel ihrer Zeit sind.